Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) hat sich gegen eine weitere Anhebung des Rentenalters in Deutschland ausgesprochen. „Ich sehe keinen Anlass, jetzt über die Rente mit 68 zu reden“, sagte BiB-Forschungsdirektor Sebastian Küseler der „Süddeutschen Zeitung“ vom Montag. Es gebe „noch erhebliches Potenzial“, um die Finanzierbarkeit der Rentenkasse ohne einen solchen Schritt sicherzustellen.
Erwerbsbeteiligung bedeutsamer als niedrige Geburtenrate? Das BiB widersprach damit den Forderungen vieler Ökonomen; es stützt vielmehr mit seiner Haltung die Rentenpolitik von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der eine weitere Anhebung des Rentenalters strikt ablehnt. Küseler empfahl der Politik, für eine höhere Erwerbsbeteiligung von Frauen zu sorgen. Zwar sei die Erwerbsquote von Frauen in Deutschland mit 78,2 Prozent schon relativ hoch, „aber die Zahl der Arbeitsstunden, die Frauen leisten“, sei „gerade in Westdeutschland noch relativ gering, weil sich weiterhin Frauen mehr um die Kinder kümmern“. Dies lasse sich durch den Ausbau der Kinderbetreuung „noch erheblich steigern“.
Tatsächliches Rentenalter gesetzlichem annähern
Laut Küseler ist außerdem wichtig, die Erwerbsbeteiligung älterer Menschen deutlich zu erhöhen. Das tatsächliche Renteneintrittsalter liege heute bei „nur 62,2 Jahren“, während das gesetzliche Rentenalter bis 2031 schrittweise auf 67 Jahre steigt. Hier müsse es eine verbesserte Gesundheitsvorsorge geben, „damit die Menschen die Anforderungen ihres Berufs auch bis ins höhere Alter erfüllen können“, sagte Küseler.
Dies sei „Jahrzehnte lang stark vernachlässigt“ worden, kritisierte er. Wichtig sei aber auch lebenslanges Lernen, damit möglichst viele Menschen Schritt halten können mit den Anforderungen der modernen Arbeitswelt.