Mit ihrer klaren Positionierung zu den NATO-Beitrittswünschen zweier nordeuropäischer Staaten hat die Türkei ein klares Signal an ihre Feinde, aber auch an ihre Verbündeten gesandt. Das Land wird es nicht dulden, dass terroristische Gruppen entlang seiner Grenze wuchern und wachsen, insbesondere, wenn sie drohen, seine Zivilbevölkerung zu infiltrieren und viele von ihnen zu töten.
SDF als Fassade für YPG/PKK-Wühlarbeit
Ankara hat angekündigt, dass es sich auf eine mögliche grenzüberschreitende Operation im Nordosten Syriens vorbereitet, um die PKK/YPG-Terrorgruppen zu zerschlagen. Hinzu kommt ein Streit mit der NATO über Beitrittsgespräche mit Finnland und Schweden. Bei beiden nordischen Staaten handelt es sich um Länder, die PKK-Mitglieder beherbergt haben und den Terroristen enorme Freiräume eröffnen. Zudem sind auch schwedische Waffen von YPG/PKK-Terrorzellen gegen türkische Sicherheitskräfte eingesetzt worden.
Die YPG/PKK-Einheiten in Nordsyrien sind seit Jahren ein aktiver Teil der von den USA unterstützten SDF. Washington bezeichnet die SDF seit langem als seinen „wichtigsten bewaffneten Verbündeten“ im Kampf gegen den Daesh, der bis 2017 einen großen Teil des Gebiets in der Region kontrolliert hatte.
Die Türkei glaubt, dass die SDF nur eine politische Fassade darstellt, um die Präsenz der YPG/PKK in deren Reihen zu verbergen. Die PKK ist in den USA und der Europäischen Union als terroristische Organisation gelistet. Dennoch werden zig Millionen Dollar an amerikanischen Steuergeldern für die Bewaffnung der YPG, eines Ablegers der PKK, ausgegeben.
USA heben sogar Sanktionen gegen YPG-kontrollierte Gebiete auf
Die USA leugnen politische und militärische Verbindungen zwischen der PKK und der YPG und unterstützen Letztgenannte politisch, finanziell und militärisch. Die anhaltende Unterstützung der USA für die YPG hat die Beziehungen zum NATO-Verbündeten Türkei belastet.
Während die möglicherweise bevorstehende Operation der Türkei darauf abzielt, die Präsenz der PKK/YPG in Nordsyrien in der Nähe der türkischen Grenze zu verringern, möchte Ankara auch erreichen, dass die USA, Schweden und Finnland verbindlich erklären, ihre Beziehungen zur PKK und allen ihr nahestehenden Organisationen abzubrechen.
Die PKK hat fast vier Jahrzehnte lang eine Terrorkampagne gegen die Türkei geführt und dabei Zehntausende von Menschen, darunter auch Frauen und Kinder, getötet. Am 11. Mai hoben die USA die Sanktionen gegen die von der YPG geführten Gebiete im Nordosten Syriens auf und erlaubten der Terrorgruppe, künftig in der Region produzierte Ölprodukte wie Benzin an andere Länder zu verkaufen.
Diese Entscheidung verschärfte die Spannungen zwischen Ankara und Washington und veranlasste türkische Sicherheitsbeamte zu der Aussage, dass eine weitere grenzüberschreitende Operation gegen die PKK/YPG notwendig geworden sei.
Wunschdenken oder bewusste Irreführung durch westliche Partner?
Aber was ist von den Beteuerungen westlicher Bündnispartner an die Türkei zu halten, man wisse die YPG von der PKK zu unterscheiden und stelle sicher, dass die PKK nicht von der Zusammenarbeit des Westens mit der YPG profitiere? Im günstigsten Fall ist es Wunschdenken. Für eine solche Unterscheidung gibt es keine sachliche Rechtfertigung. Im Gegenteil: Die eine Organisation ist von der anderen nicht zu trennen. YPG und die PKK sind unter anderem wie folgt miteinander verbunden:
Eine gemeinsame Kommandostruktur
Die YPG ist offiziell der militante Flügel der PYD, einer der Untergrundparteien in Syrien. Sie wurde 2003 unter der Leitung der PKK gegründet. Die meisten der Gründungsmitglieder der PYD sind Syrer.
Seit der offiziellen Gründung der KCK im Mai 2007 durch die PKK-Führung ist die PYD jedoch Teil der KCK, der Dachorganisation aller PKK-Gruppen in der Türkei, im Irak, im Iran, in Syrien und in anderen Ländern.
Die PYD war auch Teil des KKK, der Vorgängerorganisation der KCK, die 2005 auf Anweisung von PKK-Führer Abdullah Öcalan gegründet wurde und ohne die weder die PYD noch die KCK heute existieren würden.
Infolgedessen ist Öcalan der unbestrittene Führer der KCK und aller mit der PKK verbundenen politischen Gruppierungen einschließlich der PYD/YPG im gesamten Nahen Osten.
Die Führer der PYD und der YPG haben wiederholt zum Ausdruck gebracht, dass sie Öcalan als ihren Führer anerkennen und damit ihre politische Position unter Führung der PKK bekräftigen. Öcalan verbüßt derzeit eine lebenslange Haftstrafe auf der Insel İmralı.
Syrien: Eine gemeinsame Basis
Seit Ende der 1970er Jahre war Öcalan in Syrien aktiv, als Hafez al-Assad, der Vater des heutigen Regimechefs Baschar al-Assad, an der Macht war. Nach der direkten militärischen Bedrohung Assads durch die Türkei im Jahr 1998 war Öcalan gezwungen, aus Syrien zu fliehen und landete schließlich in Kenia.
Während der Jahre, die Öcalan in Syrien verbrachte, gestattete Assad der PKK, Ausbildungslager im syrisch besetzten Bekaa-Tal und anderen Teilen des Landes zu betreiben. Unter der Führung von Öcalan unterhielten die PKK und das Assad-Regime eine enge Beziehung, die sich während der Spaltung des Landes im syrischen Bürgerkrieg weiter manifestierte.
Damals benutzte das syrische Regime Öcalan und seine Verbündeten sowohl für externe als auch für interne Zwecke. Nach außen hin wurden die PKK-Terrorgruppen gegen die Türkei mobilisiert, um das Land in der Wasserfrage und in der Frage des Status der Provinz Hatay zu bedrohen, die sich 1938 von Syrien abspaltete und 1939 Teil der Türkei wurde.
Während des Bürgerkriegs war das rasche Entstehen der von der YPG kontrollierten Gebiete möglicherweise dem Regime und dem von der PKK koordinierten militärischen Rückzug der Assad-Truppen aus Nordsyrien zu verdanken, erklärten syrisch-kurdische Quellen gegenüber TRT World. Die Türkei hat syrische Oppositionsgruppen gegen das Assad-Regime unterstützt.
Der Rückzug des Regimes ermöglichte es der Terrorgruppe YPG, den größten Teil der nordsyrischen Gebiete für sich zu beanspruchen, was den Zugang der Türkei zur Opposition jenseits der Grenze größtenteils verhinderte und auch zur Spaltung der oppositionellen Kräfte beitrug. Beide Ziele der YPG haben dem Assad-Regime immens geholfen, an der Macht zu bleiben.
Gemeinsame Mitgliedschaft und Symbole
Die enge Verbindung zwischen PKK und YPG zeigt sich auch in der Mitgliederentwicklung der YPG. Laut einer Studie des Atlantic Council stammten zwischen 2013 und 2016 fast die Hälfte der von der YPG selbst gemeldeten Todesopfer von Mitgliedern aus der Türkei.
„Manchmal bin ich ein PKK-Mitglied, manchmal bin ich ein PJAK-Mitglied [die mit der PKK verbündete Organisation, die im Iran aktiv ist], manchmal bin ich ein YPG-Mitglied. Das spielt eigentlich keine Rolle. Sie sind alle Mitglieder der PKK“, resümierte Zind Ruken, ein YPG-Terrorist, in einem Interview mit dem „Wall Street Journal“ (WSJ).
Die meisten wichtigen Führungspositionen der YPG wurden mit Mitgliedern besetzt, die in den Kandil-Bergen im Nordirak militärisch und ideologisch ausgebildet wurden, wo sich die Führung der Gruppe seit ihrer Vertreibung aus Syrien im Jahr 1998 befindet.
Die YPG und die PKK haben auch gemeinsame Symbole und Aushängeschilder, unter denen Terrorchef Öcalan erwartungsgemäß an erster Stelle steht. Im Jahr 2017, nach der Übernahme von Rakka, der selbsternannten Hauptstadt des Daesh, durch die von der YPG geführten SDF, hatten YPG-Terroristen auf dem Hauptplatz der Stadt öffentlich Öcalan-Plakate aufgestellt.
In den von der YPG kontrollierten nordsyrischen Gebieten ist das Bild von Öcalan ein unverzichtbares Element, das an den Wänden der Büros der YPG und der PYD hängt und sogar in Schultexten verwendet wird.
Auch in den von der YPG kontrollierten Gebieten Nordsyriens wurden riesige Bilder von Öcalan an Stadteingängen und Krankenhäusern angebracht.