von Ali Özkök
In der Türkei startet ein weiteres Programm zur Kriegsreporter-Ausbildung, von dem in diesem Jahr vor allem aserbaidschanische Journalisten profitieren sollen. Dieses findet ab 9. August zum mittlerweile 18. Mal unter Schirmherrschaft der Nachrichtenagentur Anadolu und unter Beteiligung der Entwicklungshilfeorganisation TIKA sowie der Polizeiakademie der Türkei statt.
Großer Traum – aber auch große Verantwortung
Auch insgesamt 24 Medienvertreter aus Aserbaidschan werden vom 9. bis 20. August am Kriegskorrespondenz-Trainingsprogramm von Anadolu in Ankara teilnehmen. Die 12-tägige Ausbildung umfasst insgesamt 108 Unterrichtsstunden, davon 62 praktische.
Unter anderem werden die Teilnehmer in der Kriegsberichterstattung, im Kartenlesen und in den Grundlagen von Kriegsführung unterwiesen. Sie lernen, sich in Kriegsgebieten, aber auch in Flüchtlingslagern sicher zu bewegen. Außerdem erhalten sie einen Erste-Hilfe-Kurs.
Unter Koordination der AA-News-Akademie haben bis dato bereits 327 Medienmitarbeiter, davon 118 Ausländer, an entsprechenden Schulungen teilgenommen. Das Trainingsprogramm kann neben Türkisch auch auf Englisch, Russisch und Arabisch mit Simultanübersetzung durchgeführt werden.
„Die Berichterstattung in Kriegs- und Krisenregionen ist ein Job, von dem jeder Journalist zu Beginn seines Berufslebens träumt und den er machen möchte“, erklärt Bora Bayraktar, der Direktor der AA-News-Akademie, im Gespräch mit TRT Deutsch. „Ein Foto von der Frontlinie zu schießen, eine Präsentation zu machen, die Realität und Geschichte live zu erleben, ist eine unaussprechliche berufliche Befriedigung. Die Verantwortung ist jedoch sehr groß.“
Auf jederzeitige Änderung der Situation vorbereiten
Die erste große Herausforderung sei dabei die eigene Sicherheit. Leider würden nicht alle Medienorganisationen, die Korrespondenten in Konfliktgebiete entsenden, diese auch angemessen auf alle Eventualitäten vorbereiten.
Neben der persönlichen Sicherheit sei es jedoch auch wichtig, die Journalisten auf jederzeit mögliche Veränderungen der Gesamtsituation vorzubereiten. Wie wichtig das sei, hätten gerade die Entwicklungen im Vorjahr in Bergkarabach gezeigt, die sich als die 44 bedeutendsten Tage in der jüngeren Geschichte Aserbaidschans erwiesen hätten. Gerade deshalb wolle man die Kollegen im Bruderland bestmöglich unterstützen, erläutert Bayraktar:
„Aserbaidschan hat Karabach befreit, aber die Spannungen hier werden wahrscheinlich anhalten. In dieser Hinsicht denke ich, dass, je mehr unserer aserbaidschanischen Mitarbeiter diese Ausbildung erhalten haben, sie umso besser vorbereitet sein werden.“
Polizeiakademie lehrt schnelle Fahrtechniken und Verhalten bei Geiselnahme
Die Journalistenausbildung der Anadolu Agency entspreche internationalen Standards. Der Umfang der theoretischen und praktischen Schulungen reiche von Erster Hilfe über Berichterstattung in Konflikt- und Katastrophengebieten bis hin zu schwierigen Lagen infolge von gesellschaftlichen Ereignissen. Auch auf heikle Situationen oder Zwischenfälle bereite man die Journalisten mithilfe erfahrener Mitarbeiter der Polizeiakademie vor:
„Wir bieten Schulungen zu vielen Themen wie Überleben im Wasser, Geiselnahme, schnelle Fahrtechniken an. Die Anadolu Agentur ist die einzige Institution in unserer Region, die diese Ausbildung ernsthaft im Repertoire hat.“
Die AA-News-Akademie bietet ihre Leistungen weit über die Nahostregion hinaus an, auch für Journalisten aus Deutschland oder anderen europäischen Ländern. Sie stehen sowohl Einzelpersonen als auch Institutionen zur Verfügung. Das entscheidende Plus, so betont Bayraktar gegenüber TRT Deutsch, seien die Qualität und Erfahrung der Lehrenden, die man gerne mit den Kollegen aus aller Welt teilen wolle:
„Das entscheidende Merkmal der News Academy ist, dass sie über eine hohe Berufserfahrung verfügt. Die besten Journalisten der Türkei und die erfahrensten Fotojournalisten arbeiten in der größten Agentur unseres Landes. In dieser Hinsicht haben wir ein starkes Personal und das stärkste Nachrichtennetzwerk in der Türkei.“
Agentur Anadolu startet 18. Trainingsprogramm für Kriegskorrespondenten
6 Aug. 2021
Unter Koordination der News-Akademie der Nachrichtenagentur Anadolu beginnt in Ankara das mittlerweile 18. internationale Trainingsprogramm für Kriegskorrespondenten. In diesem Jahr nehmen auch 24 Journalisten aus Aserbaidschan daran teil.
TRT Deutsch
Ähnliche Nachrichten
Zerstörung und Wiederaufbau: Jahrestag des 44-Tage-Krieges um Berg-Karabach
Vor einem Jahr begann der zweite Krieg um Berg-Karabach. In 44 Tagen befreite Aserbaidschan viele Gebiete von der armenischen Besatzung. Doch damit sind die Probleme noch nicht gelöst. Die Schäden sind enorm und der Wiederaufbau braucht seine Zeit.
Kaukasus-Experte: „Türkei hat sich als verlässlicher Partner erwiesen“
Der Experte für Energiepolitik und den Kaukasus, Rauf Mammadov, hat der Türkei eine konstruktive Rolle bei der Sicherung der Waffenruhe in Bergkarabach bescheinigt. Ankara nehme Verantwortung wahr, ohne russischen Interessen zu schaden.
Ökozid: Armenien verschmutzt den Okhchuchay-Fluss in Aserbaidschan
Der Okhchuchay-Fluss im aserbaidschanischen Berg-Karabach spielt eine wichtige Rolle für die Bewässerung in der Region. Doch das Wasser ist enorm verschmutzt. Dafür verantwortlich soll neben armenischen Konzernen auch ein deutsches Unternehmen sein.