Wirtschaftswachstum: Weltbank warnt vor „verlorenem Jahrzehnt“
Die Weltbank rechnet für die nächsten Jahre weltweit mit niedrigen Wachstumsraten. Bis 2030 sei mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von nur 2,2 Prozent zu rechnen. Damit wäre das laufende Jahrzehnt das bisher schwächste des Jahrhunderts.
Symbolbild. Die Weltbank warnt mit Blick auf das globale Wirtschaftswachstum vor einem „verlorenen Jahrzehnt“. / Photo: DPA (DPA)

Die Weltbank warnt mit Blick auf das globale Wirtschaftswachstum vor einem „verlorenen Jahrzehnt“. „Heute sind fast alle wirtschaftlichen Kräfte, die den wirtschaftlichen Fortschritt angetrieben haben, auf dem Rückzug“, heißt es in einem am Montag in der US-Hauptstadt Washington veröffentlichten Bericht. Das Ergebnis könne ein verlorenes Jahrzehnt sein - „nicht nur für einige Länder oder Regionen, wie es in der Vergangenheit der Fall war, sondern für die ganze Welt“. Bis 2030 sei mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von nur 2,2 Prozent zu rechnen, erklärte die Bank in einem am Montag veröffentlichten Bericht. Damit wäre das laufende Jahrzehnt das bislang schwächste in diesem Jahrhundert. Die Verlangsamung der Wachstumsraten betrifft laut Weltbank sowohl die Industrie- als auch die Entwicklungs- und Schwellenländer und vor allem China. „China hat lange Zeit eine Rolle als Zugpferd des globalen Wachstums gespielt, aber das ändert sich nun“, sagte der Chefökonom der Weltbank, Indermit Gill. „Die Frage ist nun, wer China in dieser Rolle ersetzen wird, und wir glauben, dass dies nicht ein einzelnes Land, sondern eine Gruppe von Ländern sein muss.“

Corona, Ukraine-Krieg und Klimawandel belasten Weltwirtschaft

Der anhaltende Rückgang des potenziellen Wachstums habe schwerwiegende Auswirkungen auf die Fähigkeit der Welt, die wachsende Zahl von Herausforderungen zu bewältigen, betont Gill. Dazu zählten hartnäckige Armut, Einkommensunterschiede und Klimawandel. In den vergangenen drei Jahren sei die Weltwirtschaft von schweren Schocks erschüttert worden, darunter die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine. „Die sich überschneidenden Krisen der letzten Jahre haben eine Spanne von fast drei Jahrzehnten anhaltenden Wirtschaftswachstums beendet, das der Welt einen massiven Rückgang der extremen Armut bescherte“, heißt es weiter. Doch mit einem „breit angelegten politischen Impuls“ könne diese Entwicklung aufgehalten werden. Dazu müssten etwa Investitionen erhöht werden. Auf Klimaziele ausgerichtete Investitionen - etwa in Verkehr, Energie oder klimafreundliche Landwirtschaft - könnten dabei auch die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit gegenüber Naturkatastrophen erhöhen. Nötig seien außerdem eine Senkung von Handelskosten sowie eine Stärkung der globalen Zusammenarbeit. Außerdem müsse man Kapital aus Dienstleistungen schlagen. Da der internationale Handel mit Waren nachgelassen habe, sei der Dienstleistungssektor zu einem immer wichtigeren Wachstumsmotor geworden.

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