Türkische Startup-Szene expandiert nach Deutschland
Die Türkei entwickelt sich zunehmend auch im überregionalen Maßstab zum Tech-Giganten. Jetzt schon finden sich die türkischen Start-ups unter den Top 10 in Europa. Viele von ihnen wollen nun auch den deutschen Markt erobern.
Türkische Startup-Szene expandiert nach Deutschland (AA)

Die türkische Startup-Szene befindet sich auf dem Weg dazu, auch global zu einem beachtlichen wirtschaftlichen Ökosystem zu werden. Türkische Tech-Unternehmen drängt es dabei zunehmend auch ins Ausland, vor allem nach Deutschland. Laut der staatlichen Agentur für Investitionsunterstützung und -förderung zählen türkische Start-ups inzwischen zu den Top 10 in Europa. Der Erfolg basiert auf der jungen und technikbegeisterten Bevölkerung des Landes, erklärt Ahmet Burak Dağlıoğlu, Vorsitzender des staatlichen türkischen Investitionsbüros.

Türkische „Einhörner“ auf Expansionskurs

Mit seinen 15 Millionen Einwohnern stehe Istanbul in Sachen Unternehmertum auf einer Stufe mit London und Berlin, betont Dağlıoğlu im Interview mit der „Gründerszene“. Im vergangenen Jahr seien vier sogenannte Einhörner aus der türkischen Startup-Szene hinzugekommen. Als solche bezeichnet man Neulinge mit einer Marktbewertung von mehr als einer Milliarde US-Dollar vor Börsenstart.

Als erste davon haben die E-Commerce-Plattform Trendyol und der Lieferdienst Getir den deutschen Markt erobert. Zudem sei inzwischen mit Hepsiburada auch das erste türkische Unternehmen an der US-Technologiebörse Nasdaq gelistet worden. Hepsiburada ist die türkische Variante von Amazon.

Seit Juni 2020 ist der Lieferdienst Getir ist auch auf den Straßen von Berlin unterwegs. Anfang Januar habe das Unternehmen zudem eine Kapitalspritze in Höhe von 108 Millionen Euro von Investoren erhalten, unter anderem vom namhaften US-Geldgeber Sequoia Capital. Weitere Investitionen brachten dem Unternehmen mittlerweile eine Bewertung von 6,3 Milliarden Euro ein und katapultierten es zu einem der wertvollsten Start-ups in der gesamten Türkei. Auch in Großbritannien hat das Unternehmen bereits Fuß gefasst.

Umsatz könnte bald mit dem von Zalando gleichziehen

Im Online-Shopping verfügt die Türkei mit der Plattform Trendyol inzwischen über ein weiteres Milliarden-Unternehmen, das sich auch bei ausländischen Investoren einer steigenden Beliebtheit erfreut. Laut Bloomberg haben mehrere Großanleger insgesamt 1,5 Milliarden US-Dollar in Trendyol investiert - darunter General Atlantic und die SoftBank Group.

Anfang des Jahres investierte Alibaba als größter Anteilseigner weitere 350 Millionen US-Dollar in das Start-up. Damit beläuft sich dessen Bewertung derzeit auf 16,5 Milliarden Dollar. In diesem Jahr wird ein Gesamtumsatz von umgerechnet mehr als acht Milliarden Euro angepeilt. Zum Vergleich: Der europäische Spitzenreiter Zalando erzielte 2020 einen Umsatz von rund 10,7 Milliarden Euro.

Noch 2021 zum „Decacorn“?

Nicht zu verachten sei auch die Gamingbranche, wo türkische Start-ups ebenfalls mit zu den Spitzenreitern gehörten. Die Online-Spielbranche in der Türkei sei bei Investoren nach wie vor die beliebteste auf dem europäischen Markt. So habe das Start-up Dream Games im Juni 2021 eine Bewertung von einer Milliarde US-Dollar verzeichnen können.

Im ersten Halbjahr 2021 könnten laut Gründerszene die Start-ups Getir und Dream Games noch in diesem Jahr sogar als Decacorn gelistet werden. So nennt man Unternehmen mit einer Bewertung von mindestens zehn Milliarden US-Dollar.

TRT Deutsch