In einer offiziellen Stellungnahme erklärte das französische Verteidigungsministerium am Montag, dass der Drohneneinsatz am vergangenen Samstag stattfand. Zeitgleich mit dem Angriff in Mali befand sich der französische Präsident Emmanuel Macron in der benachbarten Elfenbeinküste.
Frankreich beansprucht der Sicherheitsgarant der frankophonen Länder Afrikas zu sein. Macron erklärte in diesem Zusammenhang, dass die französische Armee 33 „Aufständische“ getötet habe. Die Angaben lassen sich nur schwerunabhängig prüfen.
Der Drohneneinsatz erfolgte fast einen Monat nach dem Zusammenstoß zweier französischer Hubschrauber in Mali, bei dem 13 Soldaten ums Leben kamen. Es handelt sich um den tödlichsten militärischen Verlust Frankreichs seit fast 40 Jahren.
Die Drohne führte laut französischem Verteidigungsministerium ihren ersten Luftangriff in einem Waldgebiet in der Region Ouagadou in Zentralmali durch. In diesem Raum operiert die sogenannte „Macina Befreiungsfront“, eine militante Gruppe, die in Verbindung mit der al-Kaida-nahen Gruppe Dschama'at Nasr al-Islam wal-Muslimin (JNIM) stehen soll.
„Der Angriff wurde in einer schwierigen Umgebung, in einer dicht bewaldeten Region, durch den Einsatz von Bodentruppen ermöglicht, die von der Luftkomponente unterstützt wurden“, fügte das Ministerium hinzu.
Frankreich verlegte bereits vergangene Woche seine erste bewaffnete Reaper-Drohne aus US-amerikanischer Produktion nach Westafrika. 2017 beschloss Frankreich, seine Drohnen für den aktiven Kriegseinsatz zu bewaffnen.
Die ehemalige Kolonialmacht Frankreich, die seit Jahrhunderten über Mali herrschte, ist seit 2013 im Rahmen einer Militärpräsenz im Land aktiv. Das französische Militär unterhält 4 500 Soldaten in West- und Zentralafrika. Mali und seine Nachbarstaaten haben es trotz französischer Hilfe und Unterstützung von den Vereinten Nationen bisher nicht vermocht, die Aufständischen im Land zurückzudrängen.
Tatsächlich verschlechtert sich die Sicherheitslage in der Sahelzone zunehmend. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, bemerkte am 13. November, dass bewaffnete Gruppen in Westafrika auf dem Vormarsch sind. Insbesondere in Mali und Burkina Faso würden sich die Konflikte verstärken.
Kampf gegen „Terror“ im Sahel zum Scheitern verurteilt
Die militärische Realität am Boden sehe so aus, dass die gemeinsamen Anstrengungen des französischen Militärs, der Regionalstaaten und der UNO niemals ausreichen werden, um den spürbaren Verfall der Sahelzone ins Chaos vollständig umzukehren, analysiert der Subsahara-Afrika-Experte Stephen Rakowski für das Nachrichtenportal The National. Er ist unter anderen für die geopolitische US-Risikoberatungsfirma Stratfor tätig.
Im Zentrum des Konflikts steht seiner Meinung nach das politische Versagen staatlicher Stellen und nicht die Aktivitäten der nicht-staatlichen Akteure wie al-Kaida-nahen Milizen. Diese Schieflage kann demnach nicht mit einer militärischen Lösung überbrückt werden. Dadurch bleibe die Regierung Malis instabil und die Sicherheitsorgane seien trotz intensiver französischer Unterstützung nicht funktional.
Im Norden von Mali, wo die Bevölkerungsgruppe der Touareg lebt, gibt es entweder gar keine staatliche Präsenz oder eine, die für ihre Korruption bekannt ist. Diesem Umstand hat die Zentralregierung in Bamako seiner weitgehende Ablehnung in Nordmali zu verdanken.
Die aufgezählten politischen Defizite des Landes bildeten einen fruchtbaren Boden für terroristische Gruppen, schlussfolgert Stephen Rakowski. Außerdem profitieren nicht-staatliche Akteure vom lukrativen, informellen Goldabbau, den die Zentralregierung aufgrund eigener Lücken im System nicht beaufsichtigen kann.
In einer ausführlichen Analyse unter dem Titel „Heilige Kämpfe: Wie der Islam die Politik in Mali prägt“ warnt die renommierte Institution European Council on Foreign Relations davor, den Konflikt in Mali einseitig und fälschlicherweise als Kampf des Staates gegen islamistische Terroristen darzustellen. So geht aus dem Text hervor:
„Westliche Führer sehen die malischen Muslime - die mehr als 90 Prozent der Bevölkerung des Landes ausmachen - oft durch die Linse der Radikalisierung oder der Terrorismusbekämpfung.“
„Die Vorurteile über Radikalisierung und Terrorismusbekämpfung haben daher zu weit verbreiteten Missverständnissen über das Verhältnis von Religion und malischer Gesellschaft beigetragen - ein gefährlich verzerrter Fokus“, heißt es weiter.
„Viele außenstehende Beobachter und sogar einige Malier ordnen Muslime in reduktive und zu starre Kategorien in einem Echo der westlichen Versuche ein, um ‚gute‘ Muslime von ‚schlechten‘ zu trennen“, beobachtet der ECFR-Autor Andrew Lebovich:
Für europäische Politiker birgt dieser fehlgeleitete Ansatz die Gefahr schwerwiegender politischer Fehler.
In der seit fast sieben Jahren anlaufenden Kriegskampagne Frankreichs in Mali sind bereits 38 Soldaten gestorben. Die Truppen der UN-Mission Minusma verloren in den vergangenen sechs Jahren 206 Soldaten, was die Mission zur gefährlichsten UN-Mission auf der Welt macht.