EU-Sanktionen gegen Georgien scheitern an Veto
Ist die EU in der Lage, die Unruhen in Georgien ohne Parteinahme zu bewerten? Nein, finden Ungarn und die Slowakei und lassen die EU-Pläne zur Abstrafung von mutmaßlichen Verantwortlichen scheitern.
14. Dezember 2024, Tiflis, Georgien: Demonstranten und Sicherheitskräfte stehen sich gegenüber. / Photo: Nachrichtenagentur Anadolu (AA). (AA)

Ungarn und die Slowakei blockieren EU-Pläne für Sanktionen gegen Georgien. Der ungarische Außenminister Péter Szijjártó begründete den Schritt nach einem EU-Treffen in Brüssel mit einer Parteinahme der EU für die Protestierenden. Georgien werde nur deswegen ins Visier genommen, weil anstatt liberaler Kräfte eine patriotische und konservative Partei die jüngsten Wahlen gewonnen habe, sagte er.

Auf dem Tisch gelegen hatte zuvor der Vorschlag, mehrere Verantwortliche für mutmaßliche Polizeigewalt gegen Demonstranten in Georgien mit EU-Einreiseverboten zu belegen und das Einfrieren von möglicherweise in der EU vorhandenen Vermögenswerten anzuordnen. Der Vorschlag ist nun vorerst gescheitert. Weiterverfolgt wird allerdings das Vorhaben, Georgiern mit Diplomaten- oder Dienstpässen bis auf weiteres das Recht auf visumfreie Einreise in die EU zu streichen.

Nach Angaben der EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas wird die EU-Kommission zu dem Thema bis Jahresende einen offiziellen Vorschlag vorlegen. Zur Annahme bräuchte es lediglich einen Mehrheitsbeschluss und nicht wie bei Sanktionen eine einstimmige Entscheidung.

Die Mehrheit der EU-Mitgliedstaaten ist der Ansicht, dass die georgischen Behörden zuletzt mit rechtswidriger Gewalt und willkürlichen Festnahmen gegen Demonstranten und Oppositionsführer vorgingen. Als Grund für die anhaltenden Proteste in dem Südkaukasusland werden Hinweise auf mögliche Unregelmäßigkeiten bei der jüngsten Parlamentswahl sowie die Ankündigung der Regierungspartei „Georgischer Traum“ genannt, den EU-Beitrittsprozess bis 2028 auf Eis legen zu wollen.

Österreichs Außenminister mahnt zu Dialog

Der österreichische Außenminister Alexander Schallenberg warb am Montagabend dafür, gerade deswegen nicht alle Brücken abzureißen. „Ich hielte es geostrategisch für einen Fehler, dieses Land jetzt zurückzustoßen“, sagte er vor Journalisten. Man müsse im Dialog bleiben. Eine Mehrheit in Georgien wolle weiterhin in die EU.

Schallenberg machte dabei auch klar, dass Österreich voraussichtlich nicht dem Beispiel von Litauen und Estland folgen wird. Die beiden EU-Staaten hatten zuletzt nationale Sanktionen gegen den georgischen Ministerpräsident Irakli Kobachidse und andere führende Politiker verhängt.

DPA