Die Weltgesundheitsorganisation WHO startet im Laufe dieser Woche in Idlib, der Oppositionshochburg im Nordwesten Syriens, mit den Coronavirus-Tests, sagte der Regionalchef. Er sei „sehr besorgt“ über die Ausbreitung der Pandemie, fügte er hinzu.
Es handelt sich um eine Region, in der das Gesundheitssystem durch einen langwierigen und blutigen Konflikt zerstört wurde. Nur etwa die Hälfte der medizinischen Einrichtungen im Keil des von der Opposition festgehaltenen Syriens sind funktionsfähig.
Fast eine Million Menschen, die kürzlich durch die Gewalt des Regimes vertrieben wurden, leben in Notunterkünften oder überfüllten Lagern. Die Pandemie-Gefahr verstärkt die humanitäre Krise in Idlib.
„Wir hoffen, irgendwann in dieser Woche die Maschinen und das Testmaterial zu erhalten, damit wir mit den Tests beginnen können“, sagte Dr. Rick Brennan, Notfall-Direktor für die Region. „Und wir sind sehr besorgt. Alle umliegenden Länder haben Fälle dokumentiert.“
Syrisches Regime führt ebenfalls Corona-Tests durch
Das syrische Regime hat ebenfalls mit Tests in Restgebieten des Landes begonnen – und hat bislang der WHO keinen Infektionsfall gemeldet.
Dabei hat die Türkei im Norden von Syrien 191 Infektionen bestätigt, und der Irak hat mindestens 164 bestätigte Fälle. Weiter östlich hat der Iran mit fast 17.361 bestätigten Fällen nach China und Italien die dritthöchste Fallbelastung, so die WHO.
Iran: Bislang nur schwere Fälle getestet
Inzwischen verschärft sich die Situation im Iran. Dr. Rick Brennan, der erst letzte Woche von einer Mission im Iran zurückgekehrt ist, sagte, dass die Zahl der gemeldeten Fälle nur etwa ein Fünftel der tatsächlichen Zahlen ausmachen könnten.
Der Grund dafür sei, dass sich die Anwendung der Tests allein auf schwere Fälle beschränke - dies sei selbst in einigen wohlhabenden EU-Ländern der Fall. „Wir haben bereits gesagt: das schwächste Glied in der Kette sind die Daten“, sagte er. „Sobald die Anzahl der Testverfahren rapide erhöht wird, werden die Zahlen steigen“.
Die Reaktion des Iran auf die Pandemie hat vergangene Woche sowohl bei Regierungskritikern als auch einem UN-Sprecher für heftige Kritik gesorgt. Brennan zeigt sich jedoch im Allgemeinen optimistisch über die Reaktion Teherans. „Es gibt ein großes Engagement und sie nehmen das auf höchster Regierungsebene sehr ernst“, so Brennan.
Der Iran ist bei der Beschaffung von Test- und Schutzausrüstung von den weltweiten Versorgungsengpässen besonders hart betroffen, beklagen die iranischen Behörden. Für die vermeidbaren Auswirkungen machen sie die US-Sanktionen verantwortlich.
Beim Besuch neuer Pflegezentren im Iran mit Dutzenden von Betten habe Brennan festgestellt, dass von den Bettlaken bis hin zu den Sauerstoffmasken alles vor Ort hergestellt wird. „Wir sind beeindruckt, dass die Iraner ihre Schwächen erkannt haben und an ihnen arbeiten“, sagte Brennan.
Er berichtet aber auch, dass für die Herstellung der heimischen Schutzausrüstung einige medizinische Mitarbeiter Risiken ausgesetzt werden. So hätten sich einige Mitarbeiter des Gesundheitswesens mit dem Virus infiziert, räumt er ein.