Auch nach der weitgehenden Räumung des Schifa-Krankenhauses in Gaza hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) über dramatische Zustände in der Klinik berichtet. Nach einem einstündigen Besuch von WHO-Personal im größten Krankenhaus des Gazastreifens erklärte die Organisation am Sonntag, dieses sei eine „Todeszone“, die Lage dort „verzweifelt“.
Für das Schifa-Krankenhaus erarbeiteten die WHO und ihre Partnerorganisationen „zügig Pläne für die sofortige Evakuierung der verbliebenen Patienten, des Personals und ihrer Familien“, schrieb die WHO. Es fehlten dort Wasser, Strom, Medikamente und medizinische Ausrüstung sowie Lebensmittel.
291 Patienten und 25 medizinische Mitarbeiter befänden sich derzeit noch im Schifa-Krankenhaus, hieß es in einem Bericht der WHO. Darunter seien 32 Kleinkinder in kritischem Zustand, 22 Dialyse-Patienten sowie zwei Menschen in Intensivbehandlung.
Evakuierung in überfüllte Krankenhäuser
Die WHO erklärte weiter, in den kommenden Tagen würden mehrere Evakuierungseinsätze organisiert, um die Patienten rasch ins Nasser-Krankenhaus und das Europäische Krankenhaus im Gazastreifen zu evakuieren, obwohl diese bereits überfüllt seien.
Das Schifa-Krankenhaus wird derzeit von israelischen Bodentruppen belagert, die bereits mehrfach Einrichtungen in dem Gebäude stürmten. Nach eigenen Angaben suchen die Truppen nach Hamas-Kämpfern und Tunnelsystemen. Doch die israelischen Behauptungen konnten bisher nicht belegt werden. Ärzte in dem Krankenhaus sowie Hilfsorganisationen widersprechen den israelischen Darstellungen über Kommandozentralen und große Waffenlager von Widerstandskämpfern im Schifa-Komplex.
Humanitäre Katastrophe im Gazastreifen
Israel hatte zuletzt die Versorgung des Gazastreifens mit Wasser, Lebensmitteln, Treibstoff und Strom gestoppt und zugleich massive Luftangriffe gestartet. Anschließend drangen Bodentruppen in den dicht besiedelten Küstenstreifen ein. Humanitäre Hilfslieferungen werden von Israel behindert. Mehr als eine Million Menschen wurden gezwungen, in den Süden zu flüchten. UN-Organisationen bezeichnen die humanitäre Lage vor Ort als katastrophal.
Israel nahm den Vergeltungsschlag der Widerstandsorganisation Hamas am 7. Oktober als Vorwand, um einen Vernichtungskrieg zu starten. Ultrarechte Politiker der Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zitieren als Rechtfertigung immer wieder Verse aus dem Alten Testament. Erklärtes Ziel der israelischen Angriffe ist die Zerschlagung der Hamas, doch es wurden bisher Tausende Zivilisten getötet.