Nach dem Sturz des syrischen Machthabers Baschar al-Assad könnten nach Schätzungen der UNO im ersten Halbjahr 2025 eine Million syrische Flüchtlinge in ihr Land heimkehren. „Wir rechnen nun (...) damit, dass zwischen Januar und Juni nächsten Jahres etwa eine Million Syrer zurückkehren werden“, sagte Rema Jamous Imseis vom UN-Flüchtlingswerk (UNHCR) am Dienstag. Dabei gehe es nicht um eine „erzwungene“ Rückkehr, betonte Imseis.
Nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Assad am 8. Dezember hatten schnell mehrere Länder, vor allem in Europa, die Asylverfahren von Syrern ausgesetzt und Rückkehrprogramme angekündigt. Auch Deutschland hat die Asyl-Entscheidungen zu Syrien vorerst ausgesetzt.
Imseis, die beim UNHCR für den Nahen Osten und Nordafrika zuständig ist, forderte von diesen Ländern, „dass sie weiterhin das Recht auf Einreise respektieren sollen, um einen Asylantrag zu stellen“. Die betreffenden Regierungen sollten „uns und den syrischen Flüchtlingen“ Zeit geben, „um zu beurteilen, ob es sicher ist zurückzukehren“, fügte sie hinzu.
Im syrischen Bürgerkrieg wurden nach UN-Schätzungen mehr als 300.000 Zivilisten getötet und fast 14 Millionen Menschen vertrieben. Türkiye gewährte rund drei Millionen Syrern Zuflucht.
UNHCR-Mitarbeiter entsandt
Das UNHCR hat Mitarbeiter an die syrischen Grenzen entsandt, um sich ein besseres Bild von den Strömen der Rückkehrer und Ausreisenden zu machen. Tausende von Syrern kehren zurück, andere verlassen das Land, darunter Angehörige von Minderheiten und ehemalige Mitglieder der gestürzten Regierung.
„Die Risikoprofile, die es vor dem 8. Dezember gab, benötigen vielleicht nicht mehr das gleiche Maß an Schutz“, erläuterte Imseis. „Mit diesem Regimewechsel haben wir andere schutzbedürftige Gruppen, die im Laufe dieses Prozesses entstanden sind“, fügte sie hinzu.
Der Anführer der Oppositionsgruppe Hajat Tahrir al-Scham (HTS), Mohammed al-Dscholani, der inzwischen unter seinem bürgerlichen Namen Ahmed al-Scharaa auftritt, erklärte, dass die syrische Übergangsregierung alle Syrer sowie die staatlichen Institutionen schützen werde.