Syrien: Daesh-Kämpfer bezahlen für Freilassung aus PKK/YPG-Gefängnissen
Ex-Daesh-Kämpfer werden einem Bericht zufolge gegen Zahlung einer Summe von 8000 Dollar aus Gefängnissen im Norden Syriens entlassen. Das geschehe im Rahmen des „Versöhnungsprogramms“ der Terrorgruppe PKK/YPG.
Archivbild. PKK/YPG-Terroristinnen in Syrien. (AA)

Für Geld soll der syrische Ableger der Terrororganisation PKK ehemalige Daesh-Kämpfer aus Gefängnissen entlassen. Die Freilassungen erfolgten im Rahmen von sogenannten „Versöhnungsprogrammen“, berichtete die britische Zeitung „The Guardian“ am Montag unter Berufung auf entlassene Personen.

Dem Bericht zufolge haben inhaftierte Syrer die Möglichkeit, sich mit einer Summe von 8000 Dollar freizukaufen, sofern sie ohne Gerichtsverfahren inhaftiert wurden. Das hätten mehrere freigelassene Männer im Gespräch mit „The Guardian“ bestätigt. Ein offizielles Dokument der Terrororganisation PKK/YPG, das der Zeitung vorliege, habe die Aussagen der freigelassenen Männer bekräftigt.

Demnach mussten die Ex-Häftlinge eine Erklärung unterschreiben, in der sie versprechen, sich keiner bewaffneten Organisation anzuschließen. Zudem hätten sie das von der PKK/YPG kontrollierte Gebiet in Syrien verlassen müssen.

„Versöhnungsprogramm“ macht Freilassung möglich

Zwei Männer, auf die sich die britische Tageszeitung beruft, waren nach eigenen Angaben bis 2019 Mitglieder der Terrormiliz Daesh. Im Rahmen des „Versöhnungsprogramms“ der PKK/YPG seien sie aus dem Lager al-Hawl entlassen und anschließend mit ihren Frauen und Kindern zusammengeführt worden.

Es ist nicht bekannt, wie viele Männer sich bisher auf diese Weise freikaufen konnten. Die beiden freigelassenen Männer schätzten, dass mindestens zehn Personen, die sie aus ihrer Zeit im Gefängnis von al-Hasaka kannten, auf die gleiche Weise freigelassen wurden.

Das ehemalige Daesh-Mitglied mit dem Namen Abu Jafar schildert in dem Beitrag die Verzweiflung der Inhaftierten. Er sei ein Sicherheitsoffizier der Terrorgruppe in Rakka gewesen. Im März dieses Jahres sei er freigelassen worden. „Etwa zwei Jahre lang haben wir darauf gewartet, dass ein Gericht oder etwas anderes unser Schicksal klärt“, sagte Abu Jafar. „Irgendwann wussten wir, dass wir unseren eigenen Weg finden mussten, um aus diesem Ort herauszukommen.“

Für seine Entlassung habe der ehemalige Daesh-Kämpfer 8000 Dollar sowie weitere 22.000 Dollar Bestechungsgelder an verschiedene PKK/YPG-Beamte zahlen müssen. Das Geld habe er nur aufbringen können, weil seine wohlhabende Familie im nahegelegenen al-Tabka einige ihrer Grundstücke verkauft habe, so die Zeitung.

2000 Ausländer in PKK/YPG-Gefängnissen

Etwa 8000 syrische und irakische Männer sowie 2000 weitere Ausländer mit mutmaßlichen Verbindungen zu Daesh werden in drei überfüllten Gefängnissen im Nordosten Syriens festgehalten. Diese werden von der PKK/YPG verwaltet.

Die PKK wird in der Türkei, in Europa und den USA als Terrororganisation gelistet. In der Türkei wird sie für den Tod von mehr als 40.000 Menschen verantwortlich gemacht – darunter Frauen und Kinder. Auch in Europa versuchen Mitglieder und Sympathisanten der Terrorgruppe, mithilfe eines Netzwerks die Organisation zu finanzieren und junge Menschen anzuwerben. Zu den kriminellen Methoden gehören unter anderem Erpressung und Eintreibung von Geldern.

Im Bundesverfassungsschutzbericht für das Jahr 2020 wird die PKK als die „mitgliederstärkste und schlagkräftigste ausländerextremistische Organisation in Deutschland“ gelistet.


TRT Deutsch