Studie: Stadt Hannover diskriminiert Roma systematisch
Eine Studie erhebt schwere Vorwürfe gegen die Verwaltung der Stadt Hannover. Mitarbeiter sollen demnach systematisch versucht haben, Roma aus der Stadt zu verdrängen.
Studie zeigt: Stadt Hannover diskriminiert Roma systematisch (Archivbild) / Photo: DPA (DPA)

Verwaltungsmitarbeiter der Stadt Hannover haben laut einer Studie jahrelang systematisch versucht, Roma zum schnellstmöglichen Verlassen der niedersächsischen Landeshauptstadt zu drängen. Roma sollen gezielt in teils menschenunwürdigen Unterkünften untergebracht oder immer wieder willkürlich umquartiert worden sein, berichtet die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ (HAZ) in Berufung auf die Studie der Leibniz Universität Hannover. Außerdem seien der Studie zufolge beim Jobcenter Anträge von Roma verloren gegangen und zustehende Dolmetscher verweigert worden.

Das alles sei geschehen mit dem Ziel, den Roma das Leben in Hannover möglichst unbequem zu machen, um keinen Anreiz für weitere Zuzüge zu setzen, heißt es. Die Studienautoren sprechen demzufolge von einer „Unbequemlichkeitskultur“ in der Stadt und sehen darin einen Beleg für institutionellen Antiziganismus und Rassismus.

Stadt Hannover räumt die Vorwürfe zum Teil ein

Der Name der untersuchten Stadt wurde in der Studie anonymisiert. Es lasse sich aber anhand der beschriebenen Fälle und Presseberichten nachweisen, dass es sich dabei um Hannover handelt, schreibt die HAZ.

Die Stadt Hannover wies auf Anfrage der Zeitung einige konkrete Vorwürfe wie die Verteilung auf Unterkünfte nach Herkunft oder Ethnie zurück. Sie räumte aber den Vorwurf ein, „dass es antiziganistische Handlungsmuster innerhalb der Verwaltung gibt“ und dort eine „Unbequemlichkeitskultur“ etabliert worden sei. Das sei inakzeptabel.

Die Studie beruht auf insgesamt 71 Interviews mit teils hochrangigen Mitarbeitern etwa von Verwaltung und des Jobcenters und wurde bereits 2021 veröffentlicht. Sie blieb aber bislang weitgehend unbeachtet.

Erster Jahresbericht zu Antiziganismus

Diskriminierung, Anfeindungen und sogar Gewalt gehören für Sinti und Roma in Deutschland zum Alltag. Im Jahr 2022 registrierte die neu eingerichtete Melde- und Informationsstelle Antiziganismus (MIA) bundesweit insgesamt 621 Vorfälle. Darunter sind 343 Fälle von Diskriminierung, 245 Vorfälle von „verbaler Stereotypisierung“, sowie elf Bedrohungen, 17 Angriffe und sogar einen Fall von ein Fall „extremer Gewalt“.

TRT Deutsch und Agenturen