Der Wohnungsbau in Deutschland ist auch im vergangenen Jahr trotz des hohen Bedarfs vor allem in Ballungsräumen nicht in Schwung gekommen. Das Ergebnis fiel mit 294 400 fertiggestellten Wohnungen allerdings besser aus als befürchtet. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes vom Donnerstag sank die Zahl der gebauten Wohnungen um 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der Fertigstellungen habe sich seit dem Jahr 2021 kaum verändert. Das einstige Ziel der Bundesregierung von jährlich 400.000 neuen Wohnungen wurde deutlich verfehlt. Befürchtet worden war allerdings ein Rückgang auf 215.000 bis 270.000 Wohnungen.
Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) bezeichnete die Lage am Bau als stabil. „Neben den 294.400 fertiggestellten Wohnungen befinden sich derzeit weitere 390.900 Wohnungen im Bau.“ Zudem habe es beim sozialen Wohnungsbau 2023 einen deutlichen Zuwachs bei den Bewilligungen gegeben. Die Zahl der geförderten Wohneinheiten sei um mehr als 20 Prozent auf insgesamt 49.430 gestiegen.
Bauvorhaben haben sich wegen des kräftigen Anstiegs der Kreditzinsen und der Baukosten in den vergangenen zwei Jahren stark verteuert. Besonders im Wohnungsbau wurden deswegen viele Vorhaben verschoben oder abgesagt. Die Branche klagt über fehlende Neuaufträge und Stornierungen bereits geplanter Projekte. Viele der Fertigstellungen des Vorjahres dürften noch auf Genehmigungen zurückzuführen sein, die in den Jahren bis 2022 unter deutlich besseren Rahmenbedingungen beantragt und erteilt worden seien, erläuterte der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie. „Unterm Strich bleibt allerdings: Auch im Vorjahr wurden weniger Wohnungen gebaut, als es der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum eigentlich erfordert“, sagte Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller.
Weniger Baugenehmigungen
Seit Monaten geht es auch bei den Baugenehmigungen bergab. Der Bauindustrieverband ging zuletzt davon aus, dass im laufenden Jahr nur 220.000 bis 230.000 Wohnungen fertiggestellt werden. Verbände der Bau- und Immobilienbranche dringen angesichts des Wohnungsmangels gerade in Ballungsräumen auf mehr staatliche Förderung.
Der Spitzenverband der Immobilienwirtschaft ZIA beziffert die Neubaulücke in Deutschland auf 600.000 Wohnungen und warnte, dass dieser Wert ohne Korrekturen auf bis zu 830.000 Wohnungen im Jahr 2027 steigen könnte.
Viele Bauvorhaben stockten im vergangenen Jahr. Ein Grund dürfte der Fachkräftemangel sein. Die Zeit von der Genehmigungserteilung bis zur Fertigstellung habe sich bei den 2023 fertiggestellten Wohngebäuden auf 24 Monate weiter verlängert, erläuterten die Statistiker.
In den Zahlen sind sowohl die Baufertigstellungen für neue Gebäude als auch für Baumaßnahmen an bestehenden Gebäuden enthalten. 257 200 waren Neubauwohnungen. Auf Einfamilienhäuser entfielen davon 69.900 Wohnungen (minus 9,3 Prozent). Die Zahl neuer Wohnungen in Zweifamilienhäusern stieg dagegen um 3,8 Prozent auf 23.800. In Mehrfamilienhäusern wurden 156.300 Neubauwohnungen geschaffen und damit 4,1 Prozent oder 6100 mehr als im Vorjahr. In Wohnheimen sank die Zahl fertiggestellter Wohnungen um 15,9 Prozent auf 7300.