Pro Bahn befürchtet „Jahrzehnt mit vielen Baustellen und Einschränkungen“
Nach Einschätzung von Pro Bahn müssen Fahrgäste weiter mit Verspätungen und Pannen rechnen. Denn die Investitionen ins Bahnnetz würden „erst in vielen Jahren“ Wirkung zeigen, sagt Vize-Verbandsvorsitzende Schröder.
Modernisierung der Bahnhöfe: Deutsche Bahn setzt auf Neuerungen / Photo: DPA (DPA)

Der Fahrgastverband Pro Bahn fürchtet „ein Jahrzehnt mit vielen Baustellen, Umleitungen und Einschränkungen“ bei der Deutschen Bahn (DB). Die Früchte der Investitionen in das Bahnnetz werden wir erst in vielen Jahren ernten können“, sagte der Vize-Verbandsvorsitzende Andreas Schröder am Montag dem Portal Web.de News. Schon heute sei die Geduld vieler frustrierter Pendler am Ende. „Verspätungen, Ausfälle und Angebotseinschränkungen sind an der Tagesordnung.“

Neben der Infrastruktur kritisierte Schröder den Personalmangel und die mangelhafte Qualität des Serviceangebots: „Personalmangel, schmutzige Züge und schmuddelige Bahnhöfe – das sind die sichtbaren Zeichen einer Bahn, die in vielen Bereichen den Anschluss verloren hat.“ Reisenden riet Schröder, sich auf Überraschungen einzustellen und immer ausreichend Pufferzeit für mögliche Verspätungen einzuplanen.

Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte am Montag berichtet, dass Signalstörungen, Stellwerksausfälle und kaputte Weichen bei der DB einen geordneten Ablauf des Zugverkehrs kaum noch möglich machten. Die Fahrpläne der DB hätten allein in diesem Jahr zwischen zwei und drei Millionen Mal geändert werden müssen. „Fahrpläne werden nicht mehr gerechnet, sondern nur noch geschätzt“, sagte ein Mitglied des Aufsichtsrats der Zeitung. Die Sicherheit des Zugverkehrs sei dadurch zwar nicht beeinträchtigt, die Folgen seien dennoch „katastrophal“.

Deutschland habe „heute die älteste Stellwerkslandschaft in Westeuropa“, sagte der Chef der DB-Tochter Infrago, Philipp Nagl, der „Süddeutschen“. Das gemeinwohlorientierte Unternehmen betreibt das Schienennetz und die Bahnhöfe. „In den vergangenen Jahrzehnten wurde zu wenig erneuert, zu wenig in die Sanierung gesteckt“, sagte Nagl. Mit dem größten Sanierungspensum seit Jahrzehnten werde es in diesem Jahr aber „erstmals gelingen, die Überalterung der Infrastruktur zu stoppen und die Trendwende einzuleiten“.

AFP