Thorsten W. arbeitet seit Jahren als Polizeibeamter in Hamm in NRW – nun sitzt er in Untersuchungshaft. Er muss sich seit Anfang des Jahres wegen seiner rechtsextremistischen Gesinnung verantworten. Bei den Ermittlungen gegen die rechtsterroristische Vereinigung „Gruppe S“ tauchte Thorsten W. im Radar der Bundesanwaltschaft auf. Er soll die Vereinigung unterstützt und der Gruppe auch finanziell geholfen haben, wie die „SZ“ am Montag berichtete. Die „Gruppe S“ soll Anschläge auf Politiker und Moscheen geplant haben. Bei dem Treffen soll Thorsten W. auch eine Pistole bestellt haben.
Aus seiner rechten Gesinnung machte der Polizist keinen Hehl. Thorsten W. teilte in einer Chatgruppe Bilder vom Nazi-Symbolen – darunter Hakenkreuz, SS-Runen und Totenköpfe. Bei den Chats drehte sich alles um Nazi-Gedankengut. Die Teilnehmer grüßten sich mit „Heil“, schickten Hakenkreuz-Emojis oder gaben sich Einkauftipps, wo man „sicher und ohne beobachtet zu werden“ Nazi-Utensilien bestellen könne.
Die rechten Freunde kannten sich von der Arbeit auf dem Polizeipräsidium Hamm. Über Jahre schickten sie sich Nazipropaganda und witzelten darüber, Ausländer erschießen zu wollen. Auf seiner Dienststelle soll die rassistische und rechtsextreme Gesinnung des Polizisten bekannt gewesen sein. Mehr noch: Er habe seine Position ausgenutzt, um die sogenannte Reichsbürger-Szene aufzuspüren, so die „SZ“-Recherche.
Die zur Schau getragene Nazihaltung sei den Kollegen durchaus aufgefallen. Aufkleber der „Reichbürger“-Bewegung an seinem Auto oder ein Pullover von Thor Steinar – die Marke der Neonazis – hätten zu den eindeutigen Hinweisen gehört. Es habe zwar Gespräche mit Vorgesetzen gegeben, Konsequenzen folgten jedoch nicht. Als Thorsten W. unter Terrorverdacht geriet, dursuchten Ermittler sein Büro in der Polizeiwache in Bockum-Hövel. Die Zeitung „Unabhängige Nachrichten“, „Junge Freiheit“ oder der Thor-Steinar-Katalog lagen dort vor – alle vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuft.
Im Rahmen der Untersuchungen stießen die Ermittler auch auf Facebook-Posts von Thorsten W. Dort fordert er in einem Post Polizisten dazu auf, ihre Dienstwaffe gegen „Gesindel“ einzusetzen. Man müsse Terroranschläge mit möglichst vielen Toten verüben, teilt er in einem anderen Eintrag.
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hat vor diesem Hintergrund in allen Präsidien einen Extremismusbeauftragten eingesetzt. Die drei Polizei-Kollegen aus der Nazi-Chatgruppe sind vom Dienst suspendiert. Die Staatsanwaltschaft Dortmund ermittelt gegen sie wegen Verwendens von Kennzeichen verfassungsfeindlicher Organisationen.