Polizei räumt Wald in künftigem Neubaugebiet in Freiburg
Um in Freiburg einen neuen Stadtteil zu bauen, müssen Bäume gerodet werden. Aktivisten wollen das verhindern - und greifen dafür zu teils drastischen Mitteln.
Aktivisten sollen Waldgebiet in Freiburg verlassen / Photo: DPA (DPA)

Die Polizei räumt ein von Aktivisten besetztes Waldstück in einem künftigen Neubaugebiet in Freiburg. Eine kleine Personenzahl hatte mehrere Baumhäuser besetzt, wie die Polizei mitteilte. Die Aktivisten wollten die Rodung von Bäumen auf dem Gelände im Nordwesten der Stadt in Baden-Württemberg verhindern.

Es wurden gegen mindestens neun Menschen Ermittlungsverfahren eingeleitet, wie es von der Polizei am Abend hieß. Dabei gehe es unter anderem um Verstöße gegen das Versammlungsgesetz, das Vermummungsverbot und das Landeswaldgesetz. Am frühen Abend hatte ein Polizeisprecher davon gesprochen, dass elf Menschen vorläufig festgenommen worden seien.

Im Zuge des Einsatzes fand die Polizei auch unter der Erde Menschen. Eine Person habe sich offenbar in eine Notlage gebracht, indem sie sich angekettet und in ein Beton- und Glasgemisch einbetoniert habe, teilte die Polizei mit. „Durch den anhaltenden starken Regen und den aufgeweichten Erdboden bestand die Gefahr, dass die Seitenwände des Erdlochs ihre Tragkraft verlieren.“ Mit Unterstützung des technischen Hilfswerkes seien die Seitenwände stabilisiert worden. Die Person habe befreit werden können.

Aktivisten sollen Waldgebiet in Freiburg verlassen (DPA)

Selbstgebaute, unterirdische Holzkonstruktion

Die zweite Person kam selbstständig heraus, nachdem die Konstruktion lokalisiert und betreten werden konnte, wie es von der Polizei hieß. Im Einsatzverlauf sei bekanntgeworden, dass sich mehrere Menschen in einer selbstgebauten, unterirdischen Holzkonstruktion aufhalten sollten.

Seit dem Morgen waren zahlreiche Beamte im Einsatz. Am Sonntag soll laut Stadt nicht mehr gerodet werden. Erst am Montag seien wieder Arbeiten geplant, sagte eine Stadtsprecherin. Ob die Polizei wieder dabei sein werde, sei noch unklar.

Die Stadt hatte einen Teil des Waldes mit einer sogenannten Allgemeinverfügung von Samstag an gesperrt. Die ersten Bäume wurden schon gefällt, um den neuen Stadtteil Dietenbach zu erschließen.

Freiburg leidet unter chronischer Wohnungsnot. In dem neuen Stadtteil sollen künftig einmal 16.000 Menschen leben. Das Projekt hat für die südbadische Metropole Vorzeigecharakter – im Februar war Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zum Spatenstich gekommen.

DPA