Die türkischstämmige Familie Akyüz aus dem hessischen Sontra bei Kassel ist nach 30 Jahren aus Deutschland abgeschoben worden: In der Nacht vom 3. auf den 4. Dezember wurde die Wohnung der siebenköpfigen Familie gestürmt, anschließend wurden die Familienangehörigen nach Istanbul geflogen. Darüber berichtete die Hessische/Niedersächsische Allgemeine (HNA). Demnach kritisiert die Familie das unverhältnismäßige Vorgehen der Polizei.
Vater Mahmut Akyüz erklärte, er könne den brutalen Polizeieinsatz nicht nachvollziehen. Die Aktion sei zudem unerwartet geschehen, da die Familie über eine offizielle Duldung verfüge. Die Benachrichtigung über die Abschiebung in Briefform habe die Familie erst am Flughafen erhalten.
Die Familie gibt an, dass die Hände von Mahmut Akyüz und dem 18-jährigen Sohn mit Kabelbindern fixiert worden seien. Nach Ankunft am Flughafen hätten die Beamten der Mutter Fatma Akyüz sogar Fußfesseln angelegt. Anschließend sei eine Leibesvisitation durchgeführt worden. Dabei hätten sie sich ausziehen müssen.
Wie „Terroristen“ sei die Familie behandelt worden, beklagt sich Mahmut Akyüz im Gespräch mit HNA. Der Vorfall sei traumatisch gewesen.
Polizei und Behörden bestätigen Vorgang
Die Polizeidirektion von Werra-Meißner hat laut HNA die Abschiebung und die Umstände bestätigt. Im Auftrag des Regierungspräsidiums würden Betroffene zu Beginn über die Abschiebung aufgeklärt und aufgefordert, das Nötigste zusammenzupacken. Dann gehe es zum Flughafen, wo man die Personen der Bundespolizei übergebe. Die Familienmitglieder seien fixiert worden, weil die emotionale Reaktion „unvorhersehbar“ gewesen sei.
Die Behörden bestätigten auch, dass die Familie ihren Abschiebe-Bescheid erst in der Nacht erhielt. Früher hätten die Behörden die Familie nicht informieren können, da sie keinen gültigen Wohnsitz gehabt habe.
Laut HNA haben nun die Angehörigen der Akyüz-Familie in Deutschland einen Anwalt eingeschaltet. Zudem wurde eine Petition für die Revidierung des Abschiebe-Bescheids gestartet.