Nach einem mutmaßlich rassistischen Vorfall in einem Ferienlager südöstlich von Berlin ermittelt die Polizei wegen Bedrohung und Volksverhetzung. Vier bis fünf Beteiligte einer Geburtstagsfeier hätten laut Zeugen in der Nacht zu Sonntag Schülerinnen und Schüler aus Berlin fremdenfeindlich beleidigt und bedroht, sagte eine Polizeisprecherin dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Montag in Cottbus. Die Berliner Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) zeigte sich bestürzt. „Mit solchen Übergriffen will ich mich und dürfen wir uns nicht abfinden“, erklärte sie am Montag.
Die Polizeisprecherin sagte, die von dem Vorfall im brandenburgischen Heidesee betroffene rund 30-köpfige Schulgruppe überwiegend mit Migrationshintergrund sei noch in der Nacht wieder abgereist. Die Schülerinnen und Schüler aus Berlin gehörten der Lina-Morgenstern-Gemeinschaftsschule im Stadtteil Kreuzberg an. Einige Schülerinnen hätten Kopftücher getragen. Die Gemeinde Heidesee liegt zwischen Königs Wusterhausen und Storkow.
Bürgermeister von Heidesee verurteilt Fremdenfeindlichkeit
Der Bürgermeister von Heidesee, Björn Langner (parteilos, Bürger für Heidesee) erklärte am Montag, die Gemeinde distanziere sich von fremdenfeindlichem Verhalten. „Wir verurteilen jede Form von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus“, betonte er: „Wir werden uns dafür einsetzen, dass rassistische und diskriminierende Verhaltensweisen keinen Platz in unserer Gemeinde haben und dass jeder, unabhängig von Herkunft, Religion und Hautfarbe, willkommen ist.“
Nach Gemeindeangaben war das Kinder- und Erholungszentrum (KIEZ) Frauensee Ort des Vorfalls. Frauensee-Geschäftsführerin Nora Runneck erklärte am Montag: „Wir verurteilen jegliche Form von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus auf das Schärfste.“ Die Schulklasse aus Berlin sei für ein Mathe-Camp angereist. Die Geburtstagsfeier mit 20 Übernachtungs- und 60 Tagesgästen sei von der Mutter eines 18-Jährigen angemeldet und gebucht worden. Ihr sei nun ein Hausverbot erteilt worden.
28 Personen identifiziert – Staatsschutz ermittelt
Die Polizeisprecherin betonte, die Polizei habe die Identitäten von 28 Personen festgestellt, die an der Geburtstagsfeier teilgenommen hätten. Es handele sich um Heranwachsende und junge Erwachsene aus der Region. Nun würden die Tatverdächtigen unter ihnen ermittelt. Nachdem die Polizei gerufen worden sei, seien bereits in der Nacht zu Sonntag Zeugen vernommen worden. Nach bisherigen Erkenntnissen sei es bei dem Vorfall nicht zu Auseinandersetzungen gekommen. Die Ermittlungen habe der Staatsschutz übernommen.
In der Mitteilung des Berliner Bildungssenats hieß es, die Schülerinnen und Schüler einer zehnten Klasse der Schule seien „von alkoholisierten, teils vermummten Jugendlichen offenbar rassistisch beleidigt und bedroht“ worden. Sie hätten daraufhin die Nacht unter Polizeischutz verbracht.
Günther-Wünsch betonte, nun gelte es zunächst, den Schülerinnen und Schülern die beste Hilfe zu geben. Ein Krisen- und Interventionsteam sei verständigt worden. Termine zur psychologischen Aufarbeitung des Geschehens sollten noch am Montag in der Schule angeboten werden.