Der Philosoph Jürgen Habermas lehnte am Sonntag die Entgegennahme eines Buchpreises der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) wegen Menschenrechtsbedenken in dem Golfstaat ab.
Zuvor hatte Habermas erklärt, den Sheikh Zayed Book Award, einen der renommiertesten und höchstdotierten Preise der arabischen Welt, anzunehmen. Infolge kritischer Reaktionen in deutschen Medien hat er diese Entscheidung aber wieder rückgängig gemacht.
„Ich habe meine Bereitschaft erklärt, den diesjährigen Sheikh Zayed Book Award anzunehmen. Das war eine falsche Entscheidung, die ich hiermit korrigiere“, sagte er in einem Statement, das er dem Suhrkamp-Verlag in Berlin übermittelte.
„Die sehr enge Verbindung der Institution, die diese Preise in Abu Dhabi vergibt, mit dem dort bestehenden politischen System habe ich mir nicht hinreichend klar gemacht“, fügte Habermas hinzu. Der 91-Jährige hatte die Auszeichnung als „Kulturpersönlichkeit des Jahres“ für das Jahr 2021 erhalten.
Nach der Entscheidung des deutschen Philosophen veröffentlichte das Preiskomitee am Montagmorgen eine Erklärung auf seiner Website. Darin heißt es: „Der Sheikh Zayed Book Award drückt sein Bedauern über die Entscheidung von Herrn Jürgen Habermas aus, seine Annahme des Preises zurückzuziehen, respektiert sie aber.“
Habermas wurde 1929 in Düsseldorf geboren. Er war Ende der 1950er Jahre Forschungsassistent bei Max Horkheimer und Theodor W. Adorno, wurde von Herbert Marcuse beeinflusst und avancierte selbst zu einem der prägenden Gelehrten der sogenannten Kritischen Theorie und der Frankfurter Schule. Mit Werken wie „Erkenntnis und Interesse“ oder auch „Nachmetaphysisches Denken“ zählt er bis heute zu den meistzitierten Philosophen der Welt. Er lebt am Starnberger See.
In dem Land am Persischen Golf mit rund zehn Millionen Einwohnern sind sieben Emirate vereint, deren politische und rechtliche Systeme sich zum Teil deutlich voneinander unterscheiden. Beobachter lasten zumindest einigen der Emirate teils schwere Verstöße gegen die Menschenrechte an. Laut einem Bericht des US-Außenministeriums von 2020 sei es in einigen Fällen zu Folter in Gefangenschaft, willkürlichen Verhaftungen und Inhaftierungen aus politischen Gründen gekommen. Die Meinungsfreiheit sei insgesamt stark eingeschränkt, die Presse und das Internet würden zensiert. Ministerpräsident Mohammed bin Raschid al-Maktum steht zudem im Verdacht, zwei seiner Töchter entführt zu haben und gegen deren Willen festzuhalten.