Für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall haben deutsche Arbeitgeber im vergangenen Jahr eine Rekordsumme von 76,6 Milliarden Euro ausgegeben. Wie aus einer noch nicht veröffentlichten Studie des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervorgeht, die der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ am Freitag vorlag, haben sich die Kosten damit binnen 14 Jahren verdoppelt.
Das Institut beruft sich auf Daten des Bundesarbeitsministeriums und der Betriebskrankenkassen sowie auf eigene Schätzungen. Der hohe Beschäftigungsstand, starke Lohnerhöhungen, aber auch der unverändert hohe Krankenstand lassen demnach für das laufende Jahr keine Trendumkehr erwarten.
Sofern erkrankte Beschäftigte innerhalb von drei Tagen ein ärztliches Attest vorlegen, wird das Gehalt für bis zu sechs Wochen vom Arbeitgeber weitergezahlt. Die Bescheinigung kann bei Atemwegserkrankungen auch nach telefonischem Kontakt durch den Arzt ausgestellt werden. Dauert die Genesung länger als sechs Wochen, zahlen die Krankenkassen ein Krankengeld in Höhe von 70 Prozent des regelmäßigen Bruttoentgelts.
Dem Studienautor Jochen Pimpertz zufolge erklären der hohe Beschäftigungsstand und deutlich gestiegene Löhne und Gehälter den Kostenanstieg nur zum Teil. „Denn auch der Krankenstand ist gestiegen: Verzeichnete der Dachverband der Betriebskrankenkassen (BKK) im Jahr 2010 noch durchschnittlich 13,2 Kalendertage, an denen ihre beschäftigten Mitglieder ein ärztliches Attest vorlegten, so waren es im Jahr 2022 bereits 22,6 Tage“, schreibt Pimpertz.
Die Daten einer monatlichen Stichprobe der teilnehmenden Betriebskrankenkassen legten nahe, dass der Krankenstand im Jahr 2023 kaum gesunken sei. Das Institut plädiert deshalb dafür, die Möglichkeiten der Krankschreibung ohne direkten persönlichen Kontakt mit einem Arzt wieder mehr einzuschränken.