Nach einer weltweiten Serie von Erpressungen durch ein internationales Netzwerk von Computerkriminellen namens „Doppel Spider“ sind Ermittler in Deutschland und der Ukraine zu Durchsuchungen bei zwei weiteren Verdächtigen angerückt. Die Männer im Alter von 44 und 45 Jahren seien im Zuge der andauernden Ermittlungen durch Behörden in Deutschland und den USA in den Fokus geraten, teilte das nordrhein-westfälische Landeskriminalamt (LKA) am Montag in Düsseldorf mit.
Demnach rückten Ermittler in der vergangenen Woche zu Hausdurchsuchungen bei den beiden Beschuldigten an, von denen der in der Ukraine lebende 44-Jährige möglicherweise eine Schlüsselfunktion innerhalb des Netzwerks inne hatte. Der 45-jährige Verdächtige aus Süddeutschland soll dem LKA zufolge mutmaßlich Geld erhalten haben, das aus kriminellen Angriffen mit Erpressersoftware stammte. Festnahmen erfolgten nicht, es ging um die Suche nach Beweismitteln.
Durch die Auswertung der neuerlichen Funde erhoffen sich die Ermittler nach eigenen Angaben auch Hinweise auf den Aufenthaltsort der flüchtigen beiden mutmaßlichen Haupttäter, nach denen weiter weltweit gesucht wird und die auf der Fahndungsliste der europäischen Polizeibehörde Europol weit oben stehen. Das Netzwerk „Doppel Spider“ oder „Indrik Spider“ soll bei Cyberattacken auf Unternehmen und Institutionen illegal Daten erbeutet und verschlüsselt haben.
Hackerangriff auf Uni-Klinikum Düsseldorf und Landkreis Anhalt-Bitterfeld
In Deutschland soll die Gruppe 2021 unter anderem die Universitätsklinik Düsseldorf, die Funke-Mediengruppe und den Landkreis Anhalt-Bitterfeld in Sachsen-Anhalt erpresst haben. Sie wird darüber hinaus auch für Attacken auf das britische Gesundheitssystem 2017 verantwortlich gemacht. Weltweit wurden nach LKA-Angaben durch das Netzwerk über mehrere Jahre hinweg mehr als 600 Geschädigte um teilweise bis zu zweistellige Millionenbeträge erpresst.
Zu einem ersten Schlag gegen „Doppel Spider“ rückten die Strafverfolger im März aus, bereits damals wurden bei einer international koordinierten Aktion die Wohnungen von Verdächtigen in Deutschland und der Ukraine auf der Suche nach Beweismitteln durchsucht. Insgesamt elf Männer und Frauen wurden nach damaligen Angaben als mutmaßliche Beschuldigte identifiziert, wobei sie sich in unterschiedlichem Maß an Taten beteiligt haben sollten.
Zuvor ausgestellte Haftbefehle gegen die zwei Hauptverdächtigen konnten bei der damaligen Aktion aber nicht vollstreckt werden. Bei ihnen handelt es sich nach Angaben von Europol um zwei russische Staatsbürger im Alter von heute 31 und 42 Jahren. Laut Europol-Liste leben sie mutmaßlich in Russland, ihr aktueller Aufenthaltsort ist aber unklar. Von den beiden Männer fehle „trotz einzelner Hinweise weiterhin jede Spur“, erklärte das LKA am Montag.
Das LKA koordiniert nach eigenen Angaben gemeinsam mit Europol sowie der Cybercrimezentralstelle der nordrhein-westfälischen Staatsanwaltschaften in Köln die weltweiten Ermittlungen gegen die Cyberkriminellen, an denen unter anderem auch der Secret Service in den USA beteiligt ist. Die deutschen Behörden ermitteln demnach bereits seit 2020 gegen das illegale Netzwerk.
Cybercrime gehört weiterhin zu den schadensträchtigsten Phänomenbereichen in Deutschland. Die vom Digitalverband Bitkom ermittelten Schäden durch Cyberkriminalität in Deutschland belaufen sich laut Wirtschaftsschutzreport 2022 auf 203 Milliarden Euro.