Mit einer gezielten Kampagne auf dem Micro-Bloggingdienst Twitter hat die Gülen-Sekte am Montag offenbar ein Hashtag mit den Worten „Hizmet ist Engagement“ in die deutschen Trends gepusht.
Mit einem Schreiben rief zuvor am Montag die der Sekte nahestehende „Stiftung Dialog und Bildung“ zur Aktion in den sozialen Medien auf: „Macht mit und teilt ab Dienstag, 21. April um 18 Uhr eure Projekte, Bilder, Anekdoten und Geschichten mit dem Hashtag #HizmetIstEngagement.“
Tags darauf überschwemmten Tausende von Posts mit dem gewünschten Hashtag die Twitter-Welt. Für den Vorstand der „Stiftung Dialog und Bildung“, Ercan Karakoyun, war es eine gelungene Aktion, um in der Öffentlichkeit Sichtbarkeit zu generieren.
So twitterte er Dienstagabend über die Kampagne: „Sie ist Teil unserer Transparenzoffensive. Das Engagement von Hizmet in Deutschland ist so vielfältig wie die inzwischen fast 30.000 Tweets, die ihr geteilt habt.“ Dem selbst geposteten Screenshot zufolge waren es jedoch 21.300 Tweets.
Der WELT-Redakteur, Lennart Pfahler, sieht hinter der Aktion wiederum eine „koordinierte Kampagne“. Mit einem Screenshot des Hashtags, der auf Twitter in den Trends ganz vorne liegt, schrieb er: „Die Gülen-Bewegung hat gerade mit einer koordinierten Kampagne die deutschen Twitter-Trends gekapert.“
Nach Angaben auf der Webseite der Stiftung gehe es darum, zu „zeigen, dass sich für Muslime das Nachbarschaftsrecht nicht in materieller Hilfe erschöpft“, zitiert Pfahler.
Von der SPD-Kreisvorsitzenden im Schwarzwald-Baar-Kreis, Derya Türk-Nachbaur, kam Kritik. In einem Kommentar nahm sie mit klaren Worten Stellung zur Hashtag-Kampagne: „Beängstigend, wie koordiniert und organisiert agiert wird.“
Die Gülen-Sekte hat keinen offiziellen Namen. Anhänger bezeichnen sich aber gern als zugehörig zum „Hizmet“, was auf Türkisch so viel wie „Dienst“ bedeutet. In der Türkei wird die Sekte unter Verweis auf ihren im US-Exil lebenden Anführer wiederum als „FETÖ“ bezeichnet, zu Deutsch „Fetullahistische Terrororganisation“.
Bereits 2018 kritisierte Ulla Jelpke, Linken-Abgeordnete im Bundestag, die Bundesregierung dafür, „schützend die Hand“ über die Gülen-Sekte zu halten. Das gelte auch für Mitglieder, „die in der Türkei mutmaßlich an Verbrechen beteiligt waren“, berichtete die „Deutsche Welle“.
Der türkische Staat sieht die Gülen-Sekte hinter dem 2016 vereitelten Putschversuch in der Türkei in der Nacht vom 15. auf den 16. Juli. Den „Gülenisten“ wird vorgeworfen, Bildungsinstitutionen und andere staatliche Einrichtungen, sowohl in der Türkei als auch weltweit, für eigene Zwecke infiltriert und den Staat so unterwandert zu haben.
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