Bundesgesundheitsminister Jens Spahn rechnet mit weiteren Infektionen mit dem neuen Coronavirus. „Der Höhepunkt der Ausbreitung ist noch nicht erreicht“, sagte der CDU-Politiker am Mittwoch in einer Regierungserklärung im Bundestag.
Die Behörden zielten weiterhin darauf, die Entwicklung zu verlangsamen und einzudämmen. „Die Sicherheit der Bevölkerung geht im Zweifel vor, auch vor wirtschaftlichen Interessen.“ Spahn rief die Bürger zugleich zu Besonnenheit und Zusammenhalt auf.
Spahn stellte fest: „Aus der Corona-Epidemie in China ist eine Pandemie geworden.“ In Deutschland habe eine Epidemie begonnen. Inzwischen gebe es rund 240 bestätigte Infektionen, die Lage sei regional aber unterschiedlich.
Zuletzt wurden am Mittwoch im bayerischen Lindau zwei bestätigte Coronavirus-Erkrankungen gemeldet. Eine ganze Klasse aus 59 Schülern wurde freigestellt, da sich unter den neuen Coronavirus-Infizierten eine Mitschülerin befand.
Der Bundesgesundheitsminister räumte ein, dass der Kampf gegen die schnelle Ausbreitung des Coronavirus nicht überall optimal laufe. Er sagte: „Es dauert teilweise noch zu lange, bis Verdachtsfälle getestet werden.“ Der Minister fügte hinzu: „Es wird in den betroffenen Regionen zu Einschränkungen im Alltag kommen“. So könnten weitere Kitas geschlossen und Großveranstaltungen abgesagt werden.
Schutzkleidung wird künftig zentral beschafft
Der Krisenstab der Bundesregierung hat als weitere Krisenmaßnahme beschlossen, dass der Bund dringend benötigte Schutzkleidung für Praxen und Krankenhäuser jetzt zentral beschafft. Zudem werden Exporte weitgehend verboten, wie nach Beratungen des Krisenstabs der Regierung am Mittwoch in Berlin mitgeteilt wurde.
Auf Anordnung des Wirtschaftsministeriums wird der Export von Atemmasken, Handschuhen und Schutzanzügen ins Ausland verboten. Ausnahmen sollen nur noch unter engen Voraussetzungen möglich sein, unter anderem im Rahmen internationaler Hilfsaktionen.
Angesichts der Ausbreitung des Virus ist Schutzausrüstung auf der ganzen Welt knapp. Unter anderem die Kassenärzte hatten gewarnt, der Grundbestand der Praxen werde bundesweit nicht reichen, wenn die Zahl der Verdachtsfälle weiter steige.
Nordrhein-Westfalen kündigte unterdessen an, eine Million Schutzmasken für Ärzte und Pflegekräfte zu kaufen. Auch dem Kreis Heinsberg, wo es zahlreiche nachgewiesene Fälle gibt, wurde Hilfe zugesichert. „Wir haben über 7000 Atemschutzmasken, knapp 3000 Schutzanzüge, 2000 Testsets organisiert und in den Kreis Heinsberg geschickt“, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann am Mittwoch in Düsseldorf.