Experte rät nach Atom-Aus zu Kohlekraft-Reserve
Nach Ansicht des Energieexperten Manuel Frondel droht Deutschland nach dem Atomausstieg eine Versorgungslücke. Der Experte fordert deshalb, stillgelegte Kohlekraftwerke in Reserve zu halten.
Experte rät nach Atom-Aus zu Kohlekraft-Reserve (Others)

Kurz vor der Abschaltung der letzten drei Atomkraftwerke in Deutschland hat der Energieexperte Manuel Frondel gefordert, nach dem Atomausstieg mehr Kohlekraftwerke in die Reserve zu nehmen. „Deutschland steuert durch die sukzessive Abschaltung von konventionellen Kraftwerkskapazitäten auf ein fundamentales Problem zu: eine zunehmende Kapazitätslücke“, sagte der Energieexperte vom RWI Leibniz-Institut der „Rheinischen Post“. Zugleich steige der Stromverbrauch durch Elektromobilität und Wärmepumpen.

Experte: Kohlekraftwerke besser als neue Gaskraftwerke

„Statt diese Lücke durch den Bau neuer Erdgaskraftwerke schließen zu wollen, sollte darüber nachgedacht werden, die abgeschalteten Kohlekraftwerke in Reserve zu halten und diese in Zeiten von Dunkelflauten zum Einsatz zu bringen“, sagte Frondel der Zeitung.

Kohlekraftwerke seien besser als neue Gaskraftwerke, die auch nicht vor 2030 zur Verfügung stehen würden. „Abgeschriebene Kohlekraftwerke zu verwenden, ist wesentlich kostengünstiger als neue Erdgaskraftwerke dafür zu bauen, die im Betrieb auch noch wesentlich teurer sind, weil Erdgas teurer als Kohle ist. Die geringen Mengen an Emissionen, die dadurch zusätzlich entstehen, sollten kein gewichtiges Argument gegen eine solche pragmatische Lösung sein.“

Einlagerung des Atommülls könnte 60 Jahre dauern

Unterdessen geht das Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (Base) einem Bericht zufolge davon aus, dass die vollständige Einlagerung des hochradioaktiven Atommülls in ein Endlager mehrere Jahrzehnte lang dauert. „60 Jahre ist in Deutschland Strom aus der Kernenergie erzeugt worden“, sagte der Präsident Wolfram König den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND, Donnerstagsausgaben).

„Bis alle dabei angefallenen Abfälle dauerhaft sicher endgelagert sind, wird es mindestens noch einmal so lange dauern“, sagte der Behördenchef. „Dabei steht insbesondere die Aufgabe im Vordergrund, wie in der Zwischenzeit gerade die hochgefährlichen Abfälle oberirdisch sicher gelagert werden können.“

König forderte die Betreiber von Zwischenlagern in den RND-Zeitungen auf, bereits jetzt Anträge für eine verlängerte Lagerung einzureichen. „Die Genehmigungen für diese 16 Zwischenlager laufen nach und nach aus“, sagte er. „Neben der konsequenten Fortsetzung der Endlagersuche müssen sich die Betreiber jetzt auf den Weg machen, die Anträge mit den Sicherheitsnachweisen für eine verlängerte Zwischenlagerung meiner Behörde zur Prüfung vorzulegen.“

Am Samstag gehen die letzten drei deutschen Atomkraftwerke Isar 2, Neckarwestheim und Emsland vom Netz.

AFP