In einem Wald bei Seevetal in Niedersachsen sind in einem Erddepot möglicherweise Hinterlassenschaften der linksterroristischen RAF gefunden worden. In einem vergrabenen Kunststoff-Fass befanden sich unter anderem Schriftstücke aus den achtziger Jahren und Behältnisse mit noch unbekannten Flüssigkeiten, wie das Landeskriminalamt Niedersachsen (LKA) am Samstag mitteilte. Waffen wurden nicht gefunden. Nach erster Bewertung des Schriftmaterials sei ein Bezug zur RAF nicht auszuschließen, hieß es. „Die Inhalte lassen darauf schließen, dass das Erddepot bereits vor Jahrzehnten angelegt worden sein muss.“ Waldarbeiter hätten das Depot am Freitagnachmittag bei Baumschnittarbeiten gefunden, hieß es. Ein mobiles Laborteam des LKA Niedersachsen überprüfte den Inhalt des Fasses auf gefährliche Stoffe. Fest stehe: Eine Gefahr gehe von den Flüssigkeiten nicht aus. Aber um welche Flüssigkeiten es sich handelt, sei noch unklar.
Suche nach DNA oder Fingerabdrücken
Über die gefundenen Schriftstücke - also etwa die Menge oder den Inhalt - konnte das LKA noch keine Auskunft geben. „Es sind Beweismittel, die ins kriminaltechnische Institut gebracht werden, um Spuren zu sichern“, sagte eine Sprecherin am Samstagabend. Möglicherweise seien noch DNA oder Fingerabdrücke nachweisbar. Das Waldgebiet um den Fundort herum wurde weiträumig nach weiteren Depots durchsucht.
Wegen des Alters der gefundenen Gegenstände werde aktuell davon ausgegangen, dass sich aus diesen keine Hinweise auf den Aufenthalt der gesuchten Ex-RAF-Terroristen Ernst Volker Staub, Burkhard Garweg und Daniela Klette ergeben werden, teilte das LKA weiter mit. Sie werden auch wegen einer Serie von zwölf Raubüberfällen von 1999 bis 2016 gesucht - mit einem europaweiten Fahndungsaufruf des LKA Niedersachsen. Die Behörden gehen davon aus, dass das Trio sich mit Raub Geld für das Leben in der Illegalität verschaffen wollte.
Die Rote Armee Fraktion (RAF) kämpfte mehr als 20 Jahre mit Gewalt gegen das „imperialistische System“ der Bundesrepublik. Von 1971 bis 1993 töteten Terroristen 34 Menschen, darunter Repräsentanten von Wirtschaft und Politik wie Generalbundesanwalt Siegfried Buback und Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer.