documenta: Künstler weisen Antisemitismus-Vorwürfe zurück
Das Bild „People's Justice“ sorgte auf der documenta für Kontroversen. Die verantwortlichen Künstler melden sich nun zu Wort und weisen die Antisemitismus-Vorwürfe zurück. Sie seien schockiert über die deutschen Vorwürfe und zeigen sich enttäuscht.
21.06.2022, Hessen, Kassel: Vor dem Abhängen des umstrittenen Großbanners „People's Justice“ des indonesischen Künstlerkollektivs Taring Padi auf dem Friedrichsplatz fällt das am Tag zuvor angebrachte schwarze Tuch. (DPA)

Nach den Kontroversen auf der documenta hat das für das Bild „People's Justice“ verantwortliche Künstlerkollektiv den Vorwurf des Antisemitismus zurückgewiesen. Die Gruppe Taring Padi aus Indonesien zeigte sich auch enttäuscht vom Krisenmanagement der documenta-Leitung, wie der „Spiegel“ in einem am Freitag vorab veröffentlichten Artikel berichtete. „Wir wussten nicht, dass unser altes Bild in Deutschland Gefühle verletzen würde. Es wurde schon oft auf Ausstellungen gezeigt. Wenn wir gewusst hätten, wie die Reaktionen sind, hätten wir es nie aufgehängt“, sagen die Künstler dem Nachrichtenmagazin. Das Kollektiv habe die Wirkung des 20 Jahre alten Banners, das Freiheitskämpfe in Indonesien am Ende der Suharto-Diktatur zeigt, falsch eingeschätzt. „Ich dachte, dass man als Künstler gerade in einem Land wie Deutschland, in dem Meinungsfreiheit herrscht, sich über mehr Grenzen hinwegsetzen darf“, sagt Sri Maryanto, ein Kollektivmitglied, das laut „Spiegel“ in München lebt und dort studiert hat. Die Ereignisse in Kassel und der Umgang damit seien für das Kollektiv „ein Schock“. Und weiter: „Wir sind keine Antisemiten. Wir wissen nicht einmal, wer hier über uns urteilt. Wir lesen es nur in der Zeitung.“ Dass das Bild „People's Justice“ antisemitisch gelesen wird, hält die Gruppe für ein interkulturelles Interpretationsproblem. „Wir sind überrascht. Aber wir sind offen und bereit zuzuhören. Das gehört zum kollektiven Lernen dazu. Wenn etwas falsch läuft, versuchen wir, einander zu verstehen. Wir haben Konsequenzen gezogen. Leider hat anfangs niemand mit uns gesprochen.“

DPA