Deutsche Wirtschaft schrumpft im zweiten Quartal – Erholung nicht in Sicht
Laut dem Statistischen Bundesamt ist das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal um 0,1 Prozent gesunken. Das Institut der deutschen Wirtschaft erwartet keine schnelle Besserung.
Container werden im Hafen von Hamburg umgeschlagen. / Photo: DPA (DPA)

Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hat die schrumpfende Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal mit strukturellen Ursachen erklärt. Die deutsche Wirtschaft stecke nicht nur in einem ungünstigen Konjunkturzyklus, erklärte das IW am Dienstag. „Die Probleme dürften bleiben.“

Das IW nannte vor allem vier Gründe: Die Investitionen der Unternehmen lägen immer noch unter dem Niveau von 2019, dem Jahr vor der Corona-Pandemie. Die Firmen zögerten ihre Investitionsentscheidung wegen hoher Kosten für Energie, Arbeit und Kapital hinaus. Auch der private Konsum sei unter dem Vorkrisenniveau geblieben, die Haushalte hielten ihr Geld beisammen.

Gleichzeitig schmelzen die Aufträge für die deutsche Industrie - die Nachfrage aus dem Inland sei etwa im Mai so niedrig gewesen wie zuletzt 2010, so das IW. Die Nachfrage aus dem Ausland sei zuletzt „besonders stark eingebrochen“. Vierter Grund für die schwache Leistung ist laut Institut der schwache Welthandel - die deutschen Exporte stagnierten daher seit Ende 2022. Es spreche wenig dafür, dass sich daran bald etwas ändere.

Keine schnelle Besserung erwartet

Das Institut erwartet insgesamt keine rasche Besserung in Deutschland. „Der Standort ist schlicht zu teuer, die Infrastruktur zu marode, die Bürokratie zu lähmend.“ Viel zu lange sei nichts passiert: Der Investitionsbedarf für die nächsten zehn Jahre liege bei 600 Milliarden Euro.

Die Politik der Bundesregierung - etwa das Wachstumschancengesetz oder der Steuerrabatt für Fachkräfte aus dem Ausland - sei „zu kleinteilig und ideologisch motiviert“, kritisierte das IW. Schlimmer noch sei, dass die Streitigkeiten der Ampel-Koalition zusätzlich verunsicherten und dazu führten, dass Unternehmen ins Ausland abwandern. „Das nächste Herbsttief könnte schon vor der Tür stehen.“

Deutschlands Wirtschaft ist im zweiten Quartal nach einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamtes um 0,1 Prozent im Vergleich zum Vorquartal geschrumpft. Im ersten Quartal war das Bruttoinlandsprodukt noch um 0,2 Prozent gewachsen.

AFP