Politikerinnen und Politiker der Ampel-Fraktionen im Bundestag rufen die Bundesregierung zur Einsetzung eines islamischen Militärseelsorgers auf. In einem Brief von FDP-Fraktionsvize Konstantin Kuhle, Bundestags-Vizepräsidentin Aydan Özoguz (SPD) und der Grünen-Migrationsexpertin Filiz Polat, der der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Dienstag) vorliegt, heißt es: „Die evangelische, katholische und jüdische Militärseelsorge leisten bereits heute einen unverzichtbaren Beitrag zur seelsorglichen Betreuung von Soldatinnen und Soldaten sowie deren Angehörigen. Muslimischen Rekruten bleibt diese Form der Unterstützung, anders als in Nachbarländern wie der Schweiz, allerdings schon viel zu lange verwehrt. Und das, obwohl mittlerweile über 3000 Soldatinnen und Soldaten muslimischen Glaubens täglich pflichtbewusst ihren Dienst in der Bundeswehr leisten.“
Das Schreiben ist an Bundesinnenministerin Nancy Faeser und Verteidigungsminister Boris Pistorius sowie die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl (alle SPD) adressiert. Es liegt auch der Deutschen Presse-Agentur vor.
Im Februar 2023 hätten die ersten Studierenden am Islamkolleg in Osnabrück den Kurs für muslimische Seelsorge absolviert. „Wir möchten das zum Anlass nehmen, um bei Ihnen für die Einrichtung einer muslimischen Militärseelsorge zu werben“, schreiben die Abgeordneten. Dies wäre auch „starkes Zeichen der Wertschätzung und Anerkennung gegenüber unseren Soldatinnen und Soldaten muslimischen Glaubens“. Kuhle sagte der „Neuen Osnabrücker Zeitung“, wenn der deutsche Staat die Ausbildung von Imamen, etwa am Islamkolleg in Osnabrück, fördere, „dann sollte er auch Möglichkeiten zur Beschäftigung der Absolventen dieser Ausbildung eröffnen“.
Laut dem sogenannten Soldatengesetz hat jeder Soldat einen Anspruch auf „Seelsorge und ungestörte Religionsausübung.“ Insbesondere bei Auslandseinsätzen kann nach Angaben der Bundeswehr der Bedarf nach Unterstützung steigen. Militärseelsorger arbeiten demnach interdisziplinär mit den Familienbetreuungszentren, dem Sozialdienst, dem Sanitätsdienst und dem Psychologischen Dienst der Bundeswehr zusammen.