Nach Frankreich will auch Deutschland keinen Corona-Impfstoff über die weltweite Covax-Initiative unter Führung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beziehen. Darüber berichtete die Nachrichtenagentur Reuters am Freitag und beruft sich dabei auf Regierungskreise in Berlin. Man unterstütze Covax sowie die Beteiligung der EU aber, vor allem was Finanzmittel, Expertise und die Bereitstellung von Produktionskapazitäten für Impfdosen angehe, hieß es aus mehreren Quellen.
Die EU-Kommission soll nach diesen Informationen Covax mit 400 Millionen Euro aus dem EU-Entwicklungsetat unterstützen, damit Corona-Impfdosen für Entwicklungsländer eingekauft werden können. Offen sei noch die Frage, ob Deutschland aus nationalen Entwicklungshilfe-Mittel zusätzliches Geld für die Covax-Initiative beisteuert. Dies plant etwa Frankreich.
Als Grund dafür, dass man keinen Impfstoff über die WHO-Initiative einkaufen wolle, werden parallele Bemühungen über die EU-Kommission genannt. Gesundheitsminister Jens Spahn hatte darauf verwiesen, dass sich Deutschland schon darüber weit mehr Impfdosen sichern werde als das Land Einwohner habe. Dies liege daran, dass man nicht wissen, welche Hersteller letztlich Erfolg bei der Entwicklung haben würden. „Ich gebe nachher gerne anderen Ländern auf der Welt etwas von den mit uns vertraglich geklärten Impfstoffen ab, wenn sich heraus stellt, dass wir mehr haben als wir brauchen“, sagte Spahn.
An Covax wollen sich bislang mehr als 170 Länder beteiligen. Die WHO hatte zur Teilnahme an der Initiative aufgerufen, um sicher zu stellen, dass auch ärmere Länder Zugang zu einem Impfstoff bekommen. Die Bundesregierung hatte ausdrücklich ihre Unterstützung zugesagt. Die USA nehmen nicht an der WHO-Initiative teil, sondern sichern sich im Alleingang Impfdosen bei Pharmafirmen. Spahn hatte betont, dass man den Einkauf in der EU dagegen als „Gemeinschaftsprojekt“ betrachte.