Bericht: Stundenlohn im deutschen Einzelhandel oft unter 14 Euro
Dumpinglöhne im Einzelhandel: Etwa 1,25 Millionen Beschäftigte in Deutschland verdienen einem Bericht zufolge weniger als 14 Euro brutto pro Stunde. Wie können die Handelskonzerne trotz hoher Gewinne solche Löhne rechtfertigen?
Bericht: Stundenlohn im deutschen Einzelhandel oft unter 14 Euro / Photo: DPA (DPA)

Im Einzelhandel in Deutschland verdienen 45 Prozent der Beschäftigten weniger als 14 Euro brutto pro Stunde. Betroffen davon seien landesweit 1,25 Millionen Mitarbeiter des Handels, berichtet die „Augsburger Allgemeine“ unter Berufung auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine parlamentarische Anfrage der Linken. In der Branche laufen derzeit Tarifverhandlungen.

Der Antwort der Bundesregierung zufolge ist die vergleichsweise niedrige Bezahlung im Handel vor allem auf zwei Ursachen zurückzuführen, schreibt die „Augsburger Allgemeine“ weiter. Mitarbeiter in Teilzeit verdienen demnach merklich weniger als Vollzeitkräfte. Der Unterschied beträgt rund drei Euro pro Stunde. Unternehmen mit Tarifbindung zahlen zudem besser als Betriebe ohne. Hier beträgt die Differenz zwischen drei und vier Euro.

Die Linkspartei warf den Handelskonzernen angesichts der Zahlen vor, auf dem Rücken der Beschäftigten Kasse zu machen. „Trotz hoher Gewinnmargen der Einzelhandelskonzerne führt das zu Dumpinglöhnen“, sagte Linken-Arbeitsmarktpolitikerin Susanne Ferschl der „Augsburger Allgemeinen“. „Aktuell verweigern die Arbeitgeber in der Tarifrunde auch noch hartnäckig echte Verhandlungen.“

Verdi ruft zu Warnstreiks auf

In den festgefahrenen Tarifverhandlungen des Einzelhandels hatte die Gewerkschaft Verdi zu Warnstreiks von Donnerstag bis Samstag vor Weihnachten aufgerufen. „Wer Streiks unmittelbar vor Heiligabend verhindern will, muss an den Verhandlungstisch zurückkehren“, sagte Verdi-Chef Frank Werneke am Freitag. „Wir fordern die Arbeitgeber auf, endlich ihrer sozialen Verantwortung gerecht zu werden.“ Die Beschäftigten warteten seit Monaten auf einen Tarifabschluss.

Verdi fordert im Einzelhandel unter anderem in allen Regionen mindestens 2,50 Euro mehr pro Stunde und eine Laufzeit des Tarifvertrags von einem Jahr. Je nach Bundesland kommen weitere Forderungen hinzu. Die Arbeitgeber boten zuletzt zehn Prozent mehr plus Inflationsausgleichsprämie bei einer Laufzeit von 24 Monaten.

Im Einzelhandel sind nach Angaben von Verdi rund 3,1 Millionen Menschen beschäftigt, im Groß- und Außenhandel 1,9 Millionen.

Agenturen