Die Talfahrt bei den Baugenehmigungen für neue Wohnungen hat sich zu Jahresbeginn fortgesetzt. Ihre Zahl sank im Januar um 5200 oder 23,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat auf 16.800, wie das Statistische Bundesamt am Montag mitteilte. Im Vergleich zum Januar 2022 gab es sogar einen Einbruch von 43,4 Prozent. Im gesamten vergangenen Jahr sank die Zahl um mehr als ein Viertel auf rund 260.000 Wohnungen. Teure Materialien und eine im Vergleich zu den vergangenen Jahren teure Finanzierung schrecken viele potenzielle Häuslebauer und Investoren ab.
Bei Einfamilienhäusern fiel der Rückgang der Baugenehmigungen mit 42,7 Prozent im Vergleich zum Januar 2023 auf 2800 am stärksten aus. Bei Zweifamilienhäusern wurde ein Minus von 19,6 Prozent auf 1100 gemeldet. Auch bei den Mehrfamilienhäusern - der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart - verringerte sich die Zahl der Genehmigungen deutlich: Hier gab es ein Minus von 20,0 Prozent auf 9200.
Bundeskanzler Olaf Scholz rechnet mit einem Ende des Abwärtstrends. „Vieles spricht dafür, dass sich der Wohnungsbau jetzt stabilisiert“, hatte Scholz am Freitag bei einer Veranstaltung zum 125. Jubiläum des Zentralverbandes Deutsches Baugewerbe (ZDB) gesagt. Der Arbeitsmarkt sei bemerkenswert robust, in Deutschland seien so viele Frauen und Männer beschäftigt wie noch nie. „Dank steigender Löhne wächst auch die Kaufkraft, und die Baupreise könnten nach Jahren der Steigerung in diesem Jahr endlich wieder sinken“, sagte Scholz. Zudem seien viele Baumaterialien mittlerweile günstiger geworden.
Die Bundesregierung hat sich ursprünglich das Ziel von jährlich 400.000 neuen Wohnungen gesetzt, um dem wachsenden Bedarf vor allem in den Großstädten zu begegnen. Sie dürfte das Experten zufolge aber auch 2024 nicht schaffen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) etwa geht davon aus, dass dieses Ziel mit 265.000 Wohnungen erneut klar verfehlt wird. Dem Bündnis „Soziales Wohnen“ zufolge fehlen allein mehr als 910.000 Sozialwohnungen.