Papst Benedikt XVI. hat bei seiner Stellungnahme für das Missbrauchsgutachten des Erzbistums München und Freising an einer wichtigen Stelle eine falsche Aussage gemacht. Das räumte der emeritierte Pontifex am Montag in einer Stellungnahme seines Privatsekretärs Georg Gänswein ein, die unter anderem das Portal „Vatican News“ und die Tagespost-Stiftung dokumentierten.
Papst Benedikt wird in insgesamt vier Fällen Fehlverhalten vorgeworfen
Benedikt habe demnach anders als in dem vorige Woche veröffentlichten Gutachten behauptet doch im Jahr 1980 als Erzbischof von München und Freising an einer Ordinariatssitzung teilgenommen, bei der über einen Priester gesprochen wurde, der mehrfach wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern auffällig geworden war und den Berichten zufolge auch gerichtlich verurteilt wurde.
Jener Priester wurde später in Bayern wieder als Seelsorger eingesetzt und ist einer der zentralen Fälle des Gutachtens, das die Anwaltskanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW) im Auftrag des Erzbistums München und Freising präsentiert hatte. Darin wird Benedikt in insgesamt vier Fällen Fehlverhalten vorgeworfen.
„Keine böse Absicht“
Der 94-Jährige wollte bei seiner Korrektur der Aussage „betonen, dass dies nicht aus böser Absicht heraus geschehen ist, sondern Folge eines Versehens bei der redaktionellen Bearbeitung seiner Stellungnahme war“, hieß es in dem Statement. „Dieser Fehler tut ihm sehr leid und er bittet, diesen Fehler zu entschuldigen“.
Gänswein wollte zudem klarstellen, dass in jener Sitzung vom Januar 1980 „über einen seelsorgerlichen Einsatz des betreffenden Priesters nicht entschieden wurde. Vielmehr wurde lediglich der Bitte entsprochen, diesem während seiner therapeutischen Behandlung in München Unterkunft zu ermöglichen“.
Benedikt studiere derzeit intensiv das Gutachten und sei seiner früheren Diözese „nahe“ und „im Bemühen um Aufklärung sehr verbunden“. Laut dem Bericht sollen mindestens 497 Kinder und Jugendliche zwischen 1945 und 2019 in dem katholischen Bistum von Priestern, Diakonen oder anderen Mitarbeitern der Kirche sexuell missbraucht worden sein. Mindestens 235 mutmaßliche Täter habe es demnach gegeben - darunter 173 Priester und neun Diakone. Allerdings sei dies nur das „Hellfeld“ - es sei von einer „viel größeren Dunkelziffer“ auszugehen.