Der frühere Intendant von Radio Bremen und ehemalige ARD-Programmdirektor, Hans Abich (1918-2003), hat nach ARD-Angaben falsche Angaben zu seiner Rolle in der NS-Zeit gemacht. Der öffentlich-rechtliche Senderverbund beruft sich auf eine am Samstag veröffentlichte Untersuchung, die die Intendantinnen und Intendanten beauftragt hatten. Das Gutachten wurde von dem Wissenschaftler Thomas Birkner von der Paris Lodron Universität Salzburg und seinem Team für eine ARD-Kommission erstellt, die sich um die Geschichte des Rundfunks kümmert.
Abich war von 1968 bis 1973 Intendant bei Radio Bremen und anschließend bis 1978 ARD-Programmdirektor. Er führte laut ARD die Nachrichtensendung „Tagesthemen“ ein.
Untersuchung nach Zeitungsartikel über Abichs Vergangenheit
Auslöser der Untersuchung war laut ARD ein Artikel in der Wochenzeitung „Die Zeit“ aus dem Jahr 2021 gewesen, der Zweifel an Abichs früherer Darstellung über die Vergangenheit aufkommen ließ.
In dem Gutachten heißt es in den abschließenden Bemerkungen unter anderem: „Im Falle von Hans Abich konnten wir herausfinden, dass er entgegen seiner eigenen Erzählung für das Propagandaministerium arbeitete und für Zeitschriften der Studentenschaft, die die damalige Ideologie transportierten. Dass er selbst jedoch dieser Ideologie jemals anhing, kann damit nicht bewiesen werden.“
Die ARD teilte weiter mit: „Nach Einschätzung des Gutachtens war er als Mittzwanziger in den Funktionsketten des Regimes noch nicht weit aufgerückt, aber dennoch Teil einer Säule des NS-Regimes, die die faschistische Ideologie förderte.“
Gutachter sieht problematischen Umgang von Abich mit seiner Vergangenheit
Gutachter Birkner hielt fest: „Besonders problematisch ist, wie Abich mit seiner Vergangenheit umgegangen ist. Er verschwieg seine Rolle als NS-Publizist größtenteils, teilweise log er im Hinblick auf seine NSDAP-Mitgliedschaft.“ Eine selbstkritische Reflexion habe nicht stattgefunden. Abich sprach nach ARD-Angaben wenig über seine Rolle während der NS-Zeit.
Die aktuelle Radio-Bremen-Intendantin Yvette Gerner sagte: „Die Schrecken der NS-Vergangenheit nicht zu vergessen und sie konsequent aufzuarbeiten, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Ihr stellt sich auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk. Für Radio Bremen bedeutet das, klar zu sagen: Unser ehemaliger Intendant Hans Abich ist als Teil der Propagandamaschine des NS-Regimes belastet.“