Sie habe zwar nicht damit gerechnet, nach dem Wahlerfolg am Sonntag würde die Grazer KPÖ-Vorsitzende Elke Kahr das Bürgermeisteramt jedoch annehmen. Die Bevölkerung wünsche sich das und sie habe hunderte E-Mails, Anrufe und SMS erhalten, sagte sie in der „Zeit im Bild 2“ des ORF am Montagabend.
Für Linksaußen-Bündnis fehlt eine Stimme
Kahr möchte nun Gespräche mit allen Parteien führen, sagte sie der „Kleinen Zeitung“. Eine Koalition mit den Grünen könne sie sich zwar vorstellen, eine solche ginge sich aber knapp nicht aus. Die KPÖ kommt auf 15 Mandate im Gemeinderat, die ÖVP auf 13, die Grünen auf neun, die FPÖ auf fünf, die SPÖ auf vier und NEOS auf zwei.
Gemeinsam kommen KPÖ und Grüne auf 24 der 48 Mandate im Gemeinderat. Für eine Mehrheit brauchte es also etwa die SPÖ. Hier sei man gesprächsbereit. Auch mit der ÖVP des scheidenden Bürgermeisters Siegfried Nagl hält die KPÖ-Graz-Chefin eine Zusammenarbeit für möglich. Nur eine Zusammenarbeit mit der FPÖ ist für Kahr ein Tabu.
Linker Populismus? Kahr: „Unsinn“
In dem „ZiB 2“-Interview begegnete Kahr auch dem Vorwurf von anderen Parteien, sie würde durch „linken Populismus ihre Wähler und Wählerinnen kaufen“. Ihre knappe Antwort darauf: Das sei „Unsinn“. Man arbeite „rasch und unbürokratisch“.
Der Wahlerfolg sei das Ergebnis ihres langjährigen Politikstils. „Ich bin schon sehr lange in der Politik und für die Menschen da“, so Kahr. Man kenne sie als Person und als Lokalpolitikerin, die Bevölkerung schenke ihr „trotz KPÖ“ das Vertrauen, wie sie, angesprochen auf die blutige Geschichte des Kommunismus in anderen Ländern, betonte.
Es müsse sich niemand vor ihr „fürchten“, sagte Kahr in der „ZiB 2“, auch die Wirtschaftstreibenden nicht. „Wir sind ja nicht gegen die Gewerbetreibenden, ganz im Gegenteil. Die sind uns heilig.“ Neue Abgaben will sie allerdings, wie im Wahlkampf besprochen, für „Immobilienkonzerne, internationale Multis, alle, die nur auf den schnellen Gewinn aus sind“.
Großer Teil des Einkommens für Menschen in Not
Sollte sie Bürgermeisterin werden, werde Kahr auch weiterhin einen „großen Teil“ ihres Einkommens für Menschen in Not zur Verfügung stellen. Zwar sei wichtig, die Vermögenden und Großkonzerne in die Pflicht zu nehmen. Die Kommunalpolitik könne das aber nicht.
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