Olympia in Paris: Ein Spiegel westlicher Widersprüche
Die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele entfachte durch provokative Darstellungen christlicher Symbole heftige Kontroversen. Künstlerische Freiheit oder gezielte Verletzung religiöser und nationaler Gefühle? Stellt der Westen seine Werte in Frage?
Olympia, Paris 2024, Eröffnungsfeier der Olympischen Sommerspiele, der Eiffelturm und die olympischen Ringe leuchten während der Eröffnungsfeier. / Photo: DPA (DPA)

Die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Paris hat erneut Diskussionen über die Grenzen von Freiheit und Kunst entfacht. Gleichzeitig wurde die Sensibilität hinsichtlich der Verwendung religiöser Symbole und des Verhaltens gegenüber religiösen Werten erneut in den Vordergrund gerückt. Diese Situation führte sowohl in Frankreich als auch in anderen katholischen Ländern zu wichtigen Debatten über das Gleichgewicht zwischen religiösen und kulturellen Werten und der Freiheit der künstlerischen Ausdrucksweise. Besonders die Verwendung christlicher Symbole und deren Verspottung bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele sorgten in religiösen Kreisen für großen Unmut und führten zu internationalen Diskussionen. Im Mittelpunkt dieser Kritik stand eine Aufführung, die an Leonardo da Vincis „Das letzte Abendmahl“ erinnerte und bei der Drag Queens, ein Transgender-Model und ein fast nackter Sänger auftraten.

Die stärkste Reaktion auf die Eröffnung der Olympischen Spiele kam von der Französischen Bischofskonferenz. Diese äußerte tiefes Bedauern über die Szenen der Zeremonie, die ihrer Ansicht nach das Christentum verspotteten. Senatorin Valérie Boyer bezeichnete diese Aufführung als eine Vision, die Christen herabwürdigt.

Auch die Deutsche Bischofskonferenz zeigte eine ähnliche Reaktion: Bischof Stefan Oster schrieb auf der Plattform X: „Eine eindrucksvolle Eröffnung von hoffentlich friedlichen Spielen. Das queere Abendmahl war allerdings ein Tiefpunkt und in der Inszenierung völlig überflüssig.“

Die Russisch-Orthodoxe Kirche und das Moskauer Außenministerium äußerten ebenfalls ihren Unmut. „Ein kulturell-historischer Selbstmord geht in einer der einst christlichen Hauptstädte der europäischen Zivilisation vor sich“, sagte der Geistliche Wachtang Kipschidse, der im Moskauer Patriarchat der Russisch-Orthodoxen Kirche für Kontakte zur Gesellschaft und zu den Medien zuständig ist.

Auch der ungarische Premierminister Viktor Orbán reagierte scharf auf die Aufführung bei der Eröffnungsfeier. Er betonte, Nationalstaaten hätten eine auf der Bibel basierende Grundlage: „Nationalstaaten sind Teil der göttlichen Ordnung. Denn in der Heiligen Schrift lesen wir, dass am Tag des Jüngsten Gerichts nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Nationen gerichtet werden.“ Orbán erklärte weiter, die westliche Welt glaube nicht mehr an den Nationalstaat und lehne eine auf dieser Grundlage basierende gemeinsame Kultur und soziale Moral ab: „Wenn Sie die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele gesehen haben, erkennen Sie, dass es keine Moral mehr gibt.“

Die Organisatoren der Olympischen Spiele verteidigten die Aufführung gegen alle diese Kritiken und betonten, sie habe im Rahmen der Kunst- und Meinungsfreiheit stattgefunden und künstlerische Kreativität sei frei.

Ist Freiheit grenzenlos?

Diskussionen, wie die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele sie ausgelöst haben, sind eigentlich nichts Neues und tauchen immer wieder in vielen westlichen Ländern auf, insbesondere in Frankreich. Unter dem Vorwand der Freiheit erleben wir leider immer häufiger Beleidigungen gegen den Islam und seinen Propheten sowie öffentliche Verbrennungen des Korans. Solche Aktionen werden, genau wie die Aufführung bei der Eröffnung der Olympischen Spiele unter dem Deckmantel der Freiheit durchgeführt. Doch wenn das, was ein Einzelner oder eine Gruppe unter dem Begriff Freiheit tun möchte, eine Beleidigung der Werte anderer Menschen darstellt, ist das dann noch Freiheit? Ist Freiheit etwas Grenzenloses?

John Stuart Mill erklärt seine Gedanken über die Grenzen der Freiheit mit dem „Schadensprinzip“. Seiner Meinung nach sind Menschen frei und können tun, was sie wollen, aber diese Freiheit ende dort, wo sie anderen Schaden zufüge.

Isaiah Berlin betrachtet die Freiheit als zwei getrennte Konzepte: negative Freiheit und positive Freiheit. Negative Freiheit ist der Zustand, in dem eine Person von äußeren Eingriffen unabhängig ist. Positive Freiheit hingegen ist die Fähigkeit des Einzelnen, nach seinem eigenen Willen zu handeln. Laut Berlin ermöglicht die negative Freiheit den Menschen, in ihrem eigenen Bereich frei zu sein, ohne die Bereiche anderer zu verletzen. Positive Freiheit umfasst jedoch die Fähigkeit des Einzelnen, sein eigenes Leben zu kontrollieren, was manchmal eine Einmischung in die Freiheit anderer bedeuten kann.

Rousseau argumentiert, Freiheit könne durch einen Gesellschaftsvertrag erreicht werden. Seiner Ansicht nach unterwerfen sich Individuen der allgemeinen Willensbekundung, indem sie dem Gesellschaftsvertrag folgen, und bewahren auf diese Weise ihre Freiheit. Da der allgemeine Wille jedoch das Wohl aller im Auge hat, können individuelle Freiheiten manchmal eingeschränkt werden, um sich dem allgemeinen Willen anzupassen. Rousseau sieht dies als Teil der echten Freiheit an.

Immanuel Kant macht geltend, Freiheit sei nur möglich, wenn man im Einklang mit dem universellen moralischen Gesetz handele. Die Freiheit der Individuen sei legitim, solange sie im Einklang mit dem moralischen Gesetz stehe.

In der modernen Rechtsprechung und aus der Perspektive der Menschenrechte sind Freiheiten in der Regel durch das Prinzip begrenzt, die Rechte und Freiheiten anderer nicht zu verletzen.

Berücksichtigt man die Ansichten all dieser westlichen Philosophen, so zeigt sich, dass Freiheit nicht grenzenlos ist und bestimmte Grenzen aufweist, wenn sie in den Bereich anderer Menschen eingreift. Die Eröffnung der Olympischen Spiele in Frankreich kann als eine Kriegserklärung des Westens gegen seine eigenen Werte angesehen werden. Die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele wurde besonders von Katholiken als obszöne Show bezeichnet. Besonders bemerkenswert sind hier die Äußerungen von Orbán. Seiner Meinung nach ist diese Show ein klarer Angriff auf die Nationalstaaten.

Weltpolitik im Spiegel von Olympia

Sport ist nicht nur Sport, sondern Politik ist immer ein Teil des Sports. Während der Israel-Palästina-Konflikt andauert und dort Menschen mit Hunger und Durst kämpfen, wurde die Eröffnung der Olympischen Spiele abgehalten. Dies zeigt, dass die Welt Kriege und Tod mittlerweile normalisiert hat. Auf der einen Seite tausende von Menschen und Kindern, die ihr Leben verlieren, auf der anderen Seite die beginnenden Olympischen Spiele. Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine geht ebenfalls weiter, und Russland wurde wegen des Krieges in der Ukraine von den Olympischen Spielen ausgeschlossen. Könnte es nicht zumindest während der Olympischen Spiele einen Waffenstillstand geben?

Die Olympischen Spiele waren schon immer eine wichtige Plattform, auf der nicht nur Sport, sondern auch Weltpolitik reflektiert wird. Die Olympischen Spiele in Paris setzen diese Tradition fort und machen deutlich, dass im Westen ein sehr offener Krieg gegen katholische Werte erklärt wurde. Die Aufführung von LGBT-Personen, Drag Queens, einem Transgender-Model und einem fast nackten Sänger zeigt, dass der Westen in Zukunft eine Haltung gegen Werte, Familie, Nationalstaat und Traditionen einnehmen wird.

Während diese Eröffnungszeremonie als Ausdruck der Freiheit erklärt wird, ist es gleichzeitig den französischen Athletinnen mit Kopftuch verboten, dieses zu tragen. Was für ein großer Widerspruch, nicht wahr? Frankreich erlaubte der Läuferin Sounkamba Sylla nicht, ein Kopftuch zu tragen. Die französische Läuferin musste an der Eröffnungszeremonie mit einer Kappe teilnehmen.

Letztendlich kann die Eröffnung der Olympischen Spiele in Paris als Beginn eines neuen Kulturkampfes betrachtet werden. Während im Westen unter dem Vorwand der Freiheit gegen traditionelle Werte gekämpft wird, sollten die Olympischen Spiele eigentlich Frieden, Freiheit und Inklusion fördern. Doch in Frankreich zeigen die Olympischen Spiele deutlich eine diskriminierende Haltung gegenüber den Werten und Lebensweisen der Menschen.


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