Im Jahr 2023 sind rund 10.300 Menschen durch Suizide gestorben. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, stiegen die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr leicht um 1,8 Prozent (10.119). Der Anstieg im Vergleich zum historischen Tiefstand 2019 (rund 9.000 Fälle) betrug demnach 14 Prozent.
Auch die Suizidrate - also die Zahl der Suizide je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner - stieg an: von 12,1 im Jahr 2022 (10.100) auf 12,2 im vergangenen Jahr. Am niedrigsten war sie 2019 mit 10,9. Die Todeszahlen durch Suizide sind laut den Statistikern mehr als dreimal so hoch wie beispielsweise durch Verkehrsunfälle.
Zahl der Suizide über die vergangenen Jahrzehnte stark gesunken
Im Vergleich zu 2003 ging die Zahl der Suizid-Todesfälle um knapp acht Prozent zurück (2003: 11.200 Fälle). Gegenüber 1980 (18.500) nahm die Zahl um 44 Prozent ab.
Die Entwicklung weist je nach Altersgruppe laut Bundesamt Unterschiede auf: Die Zahl der Suizide unter jungen Menschen ging etwa zurück: Starben 2003 noch gut 700 unter 25-Jährige in Deutschland durch Suizid, so waren es im vergangenen Jahr knapp 500. Noch deutlicher fiel der Rückgang bei den 35- bis 44-Jährigen aus: Bei ihnen halbierte sich die Zahl der Suizide von knapp 2.000 im Jahr 2003 auf knapp 1.000 im vergangenen Jahr.
Besonders viele Suizide bei älteren Menschen
Unter älteren Menschen hingegen nahm die Zahl binnen 20 Jahren teilweise deutlich zu. Am stärksten war der Anstieg in Altersgruppe 85 Jahre und älter: Von 600 im Jahr 2003 auf knapp 1.300 im Jahr 2023 hat sich die Zahl mehr als verdoppelt. Die Suizidrate lag in dieser Altersgruppe im Jahr 2023 mit 41,6 also deutlich über der Rate aller Altersgruppen (12,2).
Diese Entwicklungen seien allerdings auch auf demografische Effekte zurückzuführen, hieß es vom Bundesamt, schließlich ist die Zahl der Menschen über 85 durch die Alterung der Gesellschaft generell stark angestiegen. Das zeigt auch der Blick auf die Suizidrate, die 2003 in dieser Altersgruppe mit 44,4 sogar noch höher war als 2023.
Eine weitere mögliche Erklärung für die hohe Suizidrate bei älteren ist laut Barbara Schneider, Chefärztin an der LVR-Klinik Köln und Leiterin des Nationalen Suizidpräventionsprogramms, „dass die Suizidpräventionsmaßnahmen tatsächlich die jüngeren und mittelalten Menschen besser erreichen als die ältere Gruppe.“ Diese mache ihr und ihren Kollegen „wirklich große Sorge“.
Anteil der Suizide an Todesfällen bei Jüngeren deutlich höher
Im Jahr 2023 war knapp die Hälfte der Menschen, die Suizid begingen, 65 Jahre oder älter (46 Prozent). Gleichzeitig war jede 21. Person, die durch Suizid starb, jünger als 25 Jahre, teilten die Statistiker mit.
Auch wenn die Zahl der Fälle in den jüngeren Altersgruppen geringer ist, so sei die suizidbedingte Sterblichkeit gerade bei jungen Menschen besonders hoch. Bei den 10- bis unter 25-Jährigen war Suizid im Jahr 2023 die häufigste Todesursache, vor Verkehrsunfällen und Krebs. 18 Prozent aller Todesfälle in diesem Alter waren Suizide. Zum Vergleich: In der Altersgruppe 85 und älter machten die Suizide 0,3 Prozent aller Todesursachen aus.
Bei Suiziden seien immer auch andere Menschen betroffen, sagte die Ärztin und Suizidforscherin Ute Lewitzka. „Mindestens jeden Tag stirbt ein Jugendlicher in Deutschland durch einen Suizid, weil er keinen anderen Ausweg mehr gesehen hat, das ist ganz furchtbar.“ Bei Schülerinnen oder Schülern betreffe der Tod neben Eltern und Geschwistern auch oft die ganze Schule.
Männer töten sich öfter selbstÜber alle Altersgruppen hinweg begehen Männer deutlich häufiger Suizid als Frauen. Im Jahr 2023 töteten sich in knapp drei Vierteln der Fälle (73 Prozent, 7.500) Männer selbst, 2.800 Suizide begingen Frauen. Das Verhältnis sei seit dem Jahr 2003 beinahe unverändert. Nun ist laut der Leiterin des Nationalen Suizidpräventionsprogramms allerdings insbesondere die Zahl der Frauen angestiegen.