Masken und Schutzanzüge helfen bei der Pandemiebekämpfung - aber ein Teil davon landet auch in der Umwelt. Nach Schätzungen eines Teams um Joana Prata von der Universität Aveiro in Portugal werden weltweit pro Monat coronabedingt 129 Milliarden Masken und 65 Milliarden Plastikhandschuhe genutzt. Binish Desai aus Indien machte der viele Kunststoffmüll Sorgen. So begann der 27-Jährige damit zu experimentieren - und fertigt nun Bausteine daraus und verkauft diese an Leute, die bauen wollen.
Die Steine bestünden aus desinfizierten und geschredderten blau oder grünen OP-Masken und Schutzanzügen. Hinzu komme eine Abfallmasse, die bei der Papierproduktion entsteht, und ein Bindemittel. Nach eigenen Angaben hat er seit dem Produktionsstart im September mehr als 45.000 solcher Bausteine produziert, die jeweils rund 3 Euro-Cent kosten. Sie würden beim Bau von Privathäusern und Fabriken verwendet.
„Einige Kunden fragten zuerst, ob in den Bausteinen das Virus drin ist, aber dann habe ich ihnen den Herstellungsprozess erklärt.“ Die Masken, die Kunststofffasern enthalten, und Schutzanzüge sammelt er unter anderem von Krankenhäusern und Restaurants. Auch erhält er von Fabriken für Masken und Schutzanzüge entsprechenden Abfall direkt. Chirag Naik, der die Steine für eine Erweiterung seiner Fabrik verwendet, sagt, dass er damit etwas für die Umwelt tun möchte.
Bausteine aus Altkunststoffen und anderen Abfallstoffen gab es schon früher, sagt Kunststoff-Experte Rudolf Pfaendner vom Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit in Darmstadt. Es würde ihn also nicht überraschen, wenn Binish Desai so tatsächlich Bausteine machen kann. „Man muss sich jedoch klar sein, dass diese Bausteine weit weg von einem europäischen Standard sind“, sagt er. Ein üblicher Ziegel- oder Betonstein etwa sei nicht brennbar, während die Mischung hier aller Wahrscheinlichkeit nach eine entflammbare Masse und damit ein Sicherheitsrisiko darstelle. Deshalb seien die Bausteine für ihn kein besonders sinnvoller Weg für eine Kreislaufwirtschaft von Kunststoffen.
Der Materialwissenschaftler Johannes Steinhaus von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg gibt zu bedenken, dass diese Steine irgendwann Bauschutt werden könnten und die geschredderten Masken somit doch noch als Mikroplastik in die Umwelt geraten.
Binish Desai hofft jedoch generell auf mehr Wiederverwertung. Die Bausteine basieren auf einer Idee, die er nach eigenen Angaben mit 11 Jahren hatte - und mit 16 Jahren mit einer eigenen Firma umsetzte. Damals habe er zunächst Bausteine nur aus der Abfallmasse bei der Papierproduktion und einem Bindemittel gemacht. Er entwickelte auch schon andere Recylingprodukte - etwa Möbel aus Textilabfällen.