Mindestens 400.000 Minderjährige in der EU und im Vereinigten Königreich sind ohne festen Wohnsitz, und mehrere Millionen leben in unzumutbaren Wohnverhältnissen. Dies geht aus einem am Donnerstag in Paris veröffentlichten Bericht eines europäischen Bündnisses nationaler Hilfsorganisationen hervor. Die Schätzung basiert auf Zahlen aus sechs Ländern, die als relativ verlässlich gelten, darunter Deutschland und Frankreich. Sie ergeben einen Durchschnitt von 0,4 Prozent minderjährigen Obdachlosen.
Auf die EU und das Vereinigte Königreich hochgerechnet kommen die Autoren auf etwa 400.000 Kinder und Jugendliche, die auf der Straße oder in Notunterkünften leben. „Diese Zahl ist eine Schätzung, aber sie ist erschreckend. Es ist eine ganze Generation, der eine mehr oder weniger unsichere Zukunft bevorsteht“, betonte Sarah Coupechoux von der Stiftung Abbé Pierre, die den Bericht in Frankreich veröffentlicht. Die Stiftung will wegen der kürzlich bekannt gewordenen Missbrauchsvorwürfe gegen den 2007 verstorbenen Gründer demnächst ihren Namen ändern.
Obdachlosigkeit hat massive Folgen für Gesundheit
Die Obdachlosigkeit habe massive Folgen für die Gesundheit und den Zugang zur Bildung, fügte sie hinzu. „Es ist Besorgnis erregend, was aus diesen Kindern wird und wie sie sich unter solchen Lebensbedingungen entwickeln können“, sagte Coupechoux.
Dem Bericht zufolge lebten zudem etwa 14,5 Millionen europäische Kinder 2023 in feuchten oder von Schimmel befallenen Wohnungen. Zudem konnten über fünf Millionen Haushalte mit Kindern ihre Wohnungen nicht ausreichend beheizen.
Nur „tiefgreifende strukturelle Veränderungen“ könnten etwas an dieser Lage ändern, befinden die Autoren des Berichts. Dazu zählten etwa Mietpreisbremsen und erschwingliche Wohnungen für Familien. Insgesamt wird die Zahl der Menschen aller Altersgruppen in der EU, die obdachlos sind oder in Notunterkünften leben, auf 1,2 Millionen geschätzt.