Dank der im 20. Jahrhundert entwickelten Technologien ist es der Menschheit gelungen, in den Weltraum zu gelangen und selbigen physisch zu erforschen. Staaten, die diese Forschungen in den letzten Jahren intensiviert haben, erstellen darüber hinaus auch strategische Pläne, mit denen sie der Weltraumforschung mehr Zeit und Budget einräumen. Bei näherer Betrachtung der Erwartungen der Staaten an die Weltraumforschung sehen wir, dass es neben der Unterstützung der für die gesamte Menschheit bedeutsamen wissenschaftlichen Forschung und der Kooperation verschiedener Nationen in gemeinsamen Stationen auch darum geht, militärische bzw. strategische Vorteile und damit Überlegenheit gegenüber anderen Staaten zu erlangen.
Beim Thema Weltraumforschung denkt man zuerst an Satelliten. Der wichtigste Faktor in der heutigen Kommunikation ist zweifellos die weitverbreitete Nutzung von Satelliten. Diese leisten nicht nur bei der Kommunikation, sondern auch bei nachrichtendienstlichen und wissenschaftlichen Entwicklungen einen sehr wichtigen Beitrag für Staaten. Aus diesem Grund weiten Länder, die über entsprechende Infrastruktur, Wirtschaftskraft und technologische Kompetenz verfügen, ihre Aktivitäten für den Bau neuer Satelliten und Expeditionen zu anderen Planeten aus.
Weltraumforschung der Türkei
Die Türkei hat, mit der Ambition, in der Liga der großen Nationen mitzumischen, in dieser Hinsicht mit dem Bau von Satelliten und dem Start des Raumfahrtprogramms eine eigene Roadmap auf den Weg gebracht, um in naher Zukunft einen Fuß auf den Mond zu setzen. Im Einklang mit diesem Plan beabsichtigt die Türkei, bis Ende dieses Jahrzehnts mit einem selbst entwickelten Raumschiff auf dem Mond zu landen. Der Präsident der Republik Türkei, Recep Tayyip Erdoğan, gab das 10-Jahres-Weltraumprogramm persönlich der Öffentlichkeit bekannt und erklärte, das erste Etappenziel bestehe darin, im Jahr 2023 den Mond zu erreichen und dort Informationen zu sammeln. Präsident Erdoğan fügte hinzu: „In der zweiten Phase, die wir bis 2028 realisieren wollen, planen wir den ersten Start einer selbst entwickelten Rakete, die uns in eine nahe Umlaufbahn bringen und eine sanfte Landung ermöglichen wird.“ Präsident Erdoğan gab bei dieser Gelegenheit Pläne bekannt, wonach türkische Astronauten in den Weltraum geschickt, eine türkische Raumstation errichtet und fortschrittliche Satelliten entwickelt werden sollen.
Die Türkische Weltraumagentur (TUA), die in puncto Weltraumforschung die Kooperation mit anderen Staaten vorantreibt, hat entsprechende Absichtserklärungen mit den Weltraumbehörden von Staaten wie Russland, Kasachstan und Pakistan unterzeichnet. Darüber hinaus hat die Türkei die Bemühungen um die Zusammenarbeit mit anderen Ländern verstärkt. Zudem wurde auf dem 8. Gipfeltreffen der Organisation Türkischer Staaten, das am 12. November 2021 in Istanbul stattfand, beschlossen, mit den teilnehmenden Ländern auf dem Gebiet der Raumfahrt enger zusammenzuarbeiten. Im Einklang mit dieser Entscheidung fand der erste dieser Gipfel, die jährlich abgehalten werden sollen, am 20. Dezember 2021 statt und wurde von der aserbaidschanischen Weltraumbehörde ausgerichtet. An diesem ersten Treffen nahmen Delegationen aus der Türkei, Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan, Turkmenistan und Ungarn teil. Als erstes Ergebnis des Treffens wurde die Einrichtung von Arbeitsgruppen beschlossen, die in Sachen Raumfahrt zusammenarbeiten und den Informationsaustausch gewährleisten sollen.
Zusammenarbeit mit befreundeten Staaten für einen Weltraumbahnhof
Experten weisen darauf hin, dass sich ein Weltraumbahnhof in der Nähe des Äquators befinden sollte, um eine große Reichweite von in Umlauf zu bringenden Satelliten zu gewährleisten. Aus diesem Grund verhandelt die Türkei intensiv mit befreundeten Ländern, um Raketentests und -starts in geographisch besser geeigneten Regionen durchzuführen. In diesem Zusammenhang erklärte Präsident Erdoğan, man habe sich vorgenommen, eine solche Basis in einem befreundeten bzw. verbrüderten Land zu errichten. Dabei gibt es noch keine näheren Informationen darüber, um welches Land es sich am Ende tatsächlich handeln wird.
Die Satelliten der Türkei
Roketsan, eines der führenden türkischen Unternehmen der Verteidigungsindustrie, hat mit dem erfolgreichen Teststart der mit eigener Technologie entwickelten Sondenrakete SR-01, die eine Höhe von 136 km erreichte, den Grundstein der für die ehrgeizigen Pläne der Türkei notwendigen Startsysteme und weitergehenden wissenschaftlichen Forschungen gelegt. Mit dem MUFS-Projekt, das im Roketsan Satelliten-Startsysteme und fortschrittliche Technologien-Forschungszentrum umgesetzt wird, sollen Mikrosatelliten mit einem Gewicht von 100 Kilogramm und weniger in eine niedrige Erdumlaufbahn mit einer Höhe von mindestens 400 Kilometern gebracht werden. Mit den für 2025 geplanten Starts für die Mikrosatelliten wird die Türkei zu den wenigen Staaten auf der Welt gehören, die über eine Infrastruktur verfügen, um einerseits Satelliten herzustellen und darüber hinaus auf der eigenen Basis Tests und Starts durchzuführen.
In diesem Rahmen entschied sich die Türkei nach intensiven Verhandlungen bei Treffen mit einem der führenden Unternehmer in dieser Branche, Elon Musk, in Sachen Weltraumforschung eine Kooperation mit seinem Unternehmen Space-X einzugehen. Entsprechend wurden die türkischen Satelliten TÜRKSAT 5A und TÜRKSAT 5B mit Falcon 9-Raketen der Firma Space-X erfolgreich ins All gebracht. Dank dieser Satelliten wird sich die Türkei aktiv an der Satellitenkommunikation beteiligen und ihre Datenkommunikationskapazität um das 15-Fache erhöhen. Darüber hinaus kann sie dank dieser Satelliten eine hohe Datenkapazität gewährleisten und ihre Internetinfrastruktur ausbauen. Dies wird zweifellos einen wesentlichen Beitrag für die Zukunft der Türkei leisten. Insbesondere wird es ihr damit gelingen, die notwendige Internetinfrastruktur für die aktuell diskutierten Themen Industrie 4.0 und das 5G-Netz zur Verfügung zu stellen. So kann die Türkei, die in Fragen der Technologie in der obersten Liga mitmischen will, beispielsweise in Sachen Internet den Abstand zur Konkurrenz verringern, die Kosten senken und entsprechend schnell Lösungen für auftretende Probleme finden. Mit den so bereitgestellten wertvollen Daten und der gesteigerten Geschwindigkeit, mit der sie dann ausgetauscht werden können, wird es der Türkei von der Landwirtschaft bis hin zur Kontrolle von Waldbränden, von Vorkehrungen zur eigenen Sicherheit bis hin zu einem beschleunigten Datenaustausch gelingen, die eigene Effizienz zu steigern und im internationalen Wettbewerb aufzusteigen.
Die Türkei ist auch inzwischen in die Endphase ihres TÜRKSAT 6A-Satelliten, dem ersten im eigenen Land entwickelten Kommunikationssatelliten, getreten. Dieser Satellit, der in Kooperation mit Tübitak, TUSAŞ, Aselsan, C-TECH und anderen Unternehmen hergestellt wird, soll 2023 in seine Umlaufbahn geschossen werden. Auch hier hat man sich, wie schon zuvor bei den Satelliten TÜRKSAT 5A und TÜRKSAT 5B, für die Falcon 9-Raketen der Firma SPACE-X entschieden. Die Türkei wird damit zu den 10 Staaten gehören, die eigene Satelliten produzieren können, und sich damit einen wichtigen technologischen und strategischen Vorteil sichern. Zusätzlich zu den wissenschaftlichen Beiträgen, die der Satellit TÜRKSAT 6A für die Türkei verspricht, wird dieser ebenso in Bezug auf die Reichweite neue Dimensionen erreichen. Mit diesem Satelliten wird die Türkei dann auch Indien, Malaysia und Indonesien abdecken können.