Lieferprobleme in der Automobilindustrie verschärfen sich
In der Automobilindustrie herrscht weiterhin ein Mangel an Halbleitern und anderen Vorprodukten. Schätzungen zufolge werden im laufenden Jahr bis zu elf Millionen Fahrzeuge nicht gebaut werden können.
Archivbild. 08.06.2021, Sachsen, Dresden: Ein Mitarbeiter von Volkswagen arbeitet im Rahmen eines Presserundgangs in der Gläsernen Manufaktur von Volkswagen am Frontend eines VW ID.3 in der Endmontage. Der Mangel an Mikrochips und anderen wichtigen Elektronik-Bauteilen setzt der Autoindustrie weiter zu. (DPA)

Die Krise in der Automobilindustrie aufgrund des Mangels an Halbleitern und anderen Vorprodukten spitzt sich zu. „Wir gehen davon aus, dass zehn bis elf Millionen Fahrzeuge in diesem Jahr nicht gebaut werden können“, sagte Albert Waas von der Beratungsgesellschaft Boston Consulting der „Welt am Sonntag“. Zu einer ähnlich düsteren Prognose kommt auch die Beratungsgesellschaft PwC.

Vor einem Monat war Waas für 2021 noch von weltweiten Produktionsausfällen von sieben bis acht Millionen Autos ausgegangen. Für das kommende Jahr rechnet Boston Consulting nun global mit einem Minus von fünf Millionen Autos.

„Der Chipmangel bremst die wirtschaftliche Erholung der Autoindustrie nach Corona ab“, sagte Waas. Mit einer kurzfristigen Erholung ist demnach nicht zu rechnen. „Wir werden in Europa nicht mehr die Produktionszahlen erreichen, die wir vor der Krise hatten“, sagte der Experte. Zwar gehe er nicht von einer Welle von Fabrikschließungen aus, weitere Verlagerungen nach Osteuropa und China erwarte er aber schon.

Auch nach Berechnungen der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC werden 2021 weltweit bis zu elf Millionen Autos weniger produziert und verkauft als im Vorjahr. Hintergrund sei vor allem der Mangel an Halbleitern, hinzu komme die Knappheit an Rohstoffen wie Stahl, berichtete der „Spiegel“.

„Die Probleme haben sich im dritten Quartal verschärft und werden bis weit in das nächste Jahr andauern“, sagte der PwC-Autoexperte Felix Kuhnert dem „Spiegel“. Auch eine vierte Corona-Welle könne den Absatz in einigen Märkten drosseln.

Aus bereits vorliegenden gesicherten Daten bis Mitte September ergibt sich dem Bericht zufolge, dass allein im dritten Quartal 3,8 Millionen Fahrzeuge weniger ausgeliefert werden dürften. Auch im Schlussquartal werde sich der Ausfall auf mehr als drei Millionen summieren, schätzt PwC dem Magazin zufolge.

Am Donnerstag hatte der Autobauer Opel angekündigt, wegen der Chipkrise die Produktion in seinem Werk in Eisenach für den Rest des Jahres komplett zu stoppen. Auch beim Autobauer Ford gibt es weitere Einschränkungen im Werk Köln.

Das Beratungsunternehmen Alix Partners hatte kürzlich noch die Erwartung geäußert, wegen des Chipmangels würden in diesem Jahr weltweit 7,7 Millionen Autos nicht produziert werden.

AFP