Der chinesische Immobilienriese „Fantasia“ hat am Montag fällige Anleihezinsen von 206 Millionen Dollar und einen Kredit eines Tochterunternehmens über 108 Millionen Dollar nicht zurückbezahlt. Die Ratingagentur Fitch hat das Rating von Fantasia daraufhin schlagartig um vier Stufen herabgesenkt und warnt vor der Zahlungsunfähigkeit des Unternehmens. Es bestehe ein „erhebliches“ Risiko, dass das Unternehmen anstehende Zahlungen für seine bekannteren internationalen Anleihen nicht leisten könne. Fitch schätzt, dass Fantasia bis Ende nächsten Jahres internationale Anleihezahlungen in Höhe von fast zwei Milliarden Dollar sowie Anleihezahlungen für den lokalen Markt in Höhe von fast einer Milliarde Dollar (6,4 Mrd. Yuan) zu leisten hat. Die 1998 gegründete Fantasia Holdings Group Co., Ltd. hat, wie auch die China Evergrande Group, ihren Hauptsitz im südchinesischen Shenzhen bei Hongkong. Fantasia baut in vielen großen Städten und Ballungsgebieten Chinas. Platzen der Immobilienblase könnte Dominoeffekt auslösen Fantasia ist damit nach China Evergrande die zweite schwere Schieflage im Immobiliensektor Chinas. Asiatische Analysten warnen seit Tagen davor, dass die Insolvenz des Immobilienkonzerns Evergrande an der Börse einen Dominoeffekt auslösen könnte. „Seit der Evergrande-Krise schauen die Anleger besorgter auf die Zahlungsfähigkeit chinesischer Immobilienentwickler“, sagte Thomas Kwok, Leiter des Aktiengeschäfts beim Brokerhaus Chief Securities. Die Immobilienfirmen Fantasia ist zwar kleiner als Evergrande. Die Probleme befeuern aber die Sorgen von Anlegern, dass die Blase am chinesischen Immobilienmarkt vor dem Platzen steht und andere Branchen erfasst. „Es ist ein Teufelskreis für die Immobilienentwickler, die nicht stark genug sind, denn es gibt nicht genügend Liquidität auf dem Markt für alle“, warnte Analyst Kwok. Viele Immobilienfirmen in China bekommen derzeit keine Kredite mehr zur Refinanzierung, und die Möglichkeit, Kapital durch Immobilienverkäufe zu generieren, ist zuletzt deutlich gesunken. Evergrande, der zweitgrößte chinesische Immobilienentwickler, sitzt auf einem Schuldenberg von mehr als 300 Milliarden Dollar. Mit fünf Milliarden Dollar könnte Evergrande theoretisch in den nächsten sechs Monaten seinen Verpflichtungen gegenüber Gläubigern nachkommen. Bis Ende 2021 werden rund 500 Millionen Dollar Zinsen für Anleihen fällig. Im März steht zudem die Rückzahlung für eine zwei Milliarden Dollar schwere Anleihe an. Autoindustrie betroffen – deutsche Unternehmen besorgt Wie bei anderen chinesischen Großkonzernen sind die Beteiligungen Evergrandes an mehr als 200 Tochterunternehmen verschachtelt. Diese reichen auch in die Autoindustrie. Die Kredite und gegenseitige finanzielle Verpflichtungen sind schwer durchschaubar. Kein geringerer als der Star-Investor George Soros warnt in der „Financial Times“, dass die Immobilien-Branche der „verletzlichste“ Sektor Chinas sei. Die Umstände könnten einen Crash auslösen, ist Soros überzeugt. „Die Gefahr einer Überhitzung des chinesischen Immobilienmarktes ist nicht von der Hand zu weisen“, warnt auch der besonnene Außenwirtschaftschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier. „Die deutschen Unternehmen sind besorgt, dass dort eine Blase platzten könnte.“ Mehr zum Thema: China wappnet sich für Evergrande-Kollaps – Deutsche Autoindustrie zittert
China: Dominoeffekt wegen drohender Pleite des Immobilienriesen „Fantasia“?
8 Okt. 2021
Nach Evergrande gerät nun ein weiterer Immobilienkonzern aus der südchinesischen Stadt Shenzhen in Schieflage. Die Fantasia Holdings Group hat am Montag einen Termin zur Bezahlung von Schulden über insgesamt 314 Millionen Dollar verstreichen lassen.
TRT Deutsch und Agenturen
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