Sieben der zehn meistemittierenden EU-Kohlekraftwerke 2021 in Deutschland
Die aktuelle Erhebung eines Think-Tanks illustriert die düstere Lage bezüglich der Energieversorgung in Deutschland: Der Studie zufolge wurden 2021 sieben der zehn „klimaschädlichsten“ Kohlekraftwerke in Europa hierzulande betrieben.
Archivbild. 05.04.2022, Brandenburg, Jänschwalde: Wasserdampf steigt aus den Kühltürmen des Braunkohlekraftwerks Jänschwalde der Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG). (DPA)

Sieben der zehn „klimaschädlichsten Kohlekraftwerke“ in Europa sind laut einer aktuellen Erhebung der britischen Denkfabrik Ember im Jahr 2021 in Deutschland betrieben worden. Die deutschen Kohlekraftwerke des Energiekonzerns RWE in Neurath und Niederaußem wurden bezüglich der Emissionen demnach nur von dem polnischen Kohlekraftwerk Belchatow übertroffen, wie Ember am Freitag erklärte. Insgesamt waren Polen und Deutschland demnach für 53 Prozent der Emissionen im EU-Stromsektor verantwortlich.

Emissionen von Kohlekraftwerken im Vorjahr um 17 Prozent gestiegen

Für die Erhebung werteten die Forscher Daten aus dem europäischen Emissionshandelssystem aus. Daran beteiligt sind neben den 27 EU-Mitgliedstaaten auch Island, Norwegen, Liechtenstein und Großbritannien. Laut den Daten stießen die sieben deutschen Kraftwerke unter den schmutzigsten zehn Kohlekraftwerken im Jahr 2021 insgesamt 106,3 Megatonnen Treibhausgase aus. Das RWE-Kohlekraftwerk in Niederaußem verzeichnete im vergangenen Jahr demnach eine Zunahme der Emissionen um deutliche 36 Prozent.

Insgesamt stiegen die Emissionen des EU-Stromsektors 2021 im Vorjahresvergleich um 64 Megatonnen, ein Anstieg um zehn Prozent. Die Emissionen von Kohlekraftwerken nahmen um 17 Prozent zu, das war das größte Plus seit Beginn des Emissionshandelssystems und der erste Anstieg seit 2015.

Ukraine-Krieg wertet Kohle wieder auf

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Kriegs und der Diskussion um eine längere Laufzeit für Kohlekraftwerke zur Stärkung der Energiesouveränität zeigten diese Zahlen, dass Kohle noch immer „eine große Bedrohung für das Klima“ sei, erklärte Ember weiter.

„Sauberer Strom bis 2035 ist für die EU das Gebot der Stunde“, erklärte die Ember-Analystin Harriet Fox. Eine Zunahme der Kohleverstromung dürfe nur vorübergehend sein. „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien, um so schnell wie möglich einen saubereren, billigeren und zuverlässigeren Energiemix zu schaffen“, erklärte Fox weiter.

AFP