Die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie haben den Lufthansa-Konzern im ersten Quartal erheblich belastet. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sank der Umsatz von Januar bis Ende März um 18 Prozent auf 6,4 Milliarden Euro, wie die Lufthansa mitteilte. Der operative Verlust summierte sich auf 1,2 Milliarden Euro.
Zugleich rechne der Konzern nicht damit, den entstehenden Kapitalbedarf mit weiteren Mittelaufnahmen am Markt decken zu können, erklärte die Lufthansa. Der Konzern befinde sich deshalb in intensiven Verhandlungen mit den Regierungen der Heimatländer der Konzernairlines „hinsichtlich verschiedener Finanzierungsinstrumente, um kurzfristig eine nachhaltige Sicherung der Solvenz zu erreichen“. Der Vorstand sei „zuversichtlich, dass die Gespräche zu einem erfolgreichen Abschluss führen“.
Abbau von 10.000 Jobs in der Corona-Krise
Lufthansa-Chef Carsten Spohr rechnet mit einem Abbau von 10.000 Jobs in der Corona-Krise. Die Flotte werde um etwa 100 Flugzeuge schrumpfen, sagte der Vorstandsvorsitzende in einer internen Botschaft an die Mitarbeiter. Vor Ausbruch der Pandemie hatte der größte Luftverkehrskonzern Europas weltweit rund 130.000 Mitarbeiter und 760 Flugzeuge. Spohr rechnet erst für das Jahr 2023 wieder mit einem Gleichgewicht für das Unternehmen, das dann ein anderes sein werde. „Wir waren als erste Branche von dieser weltweiten Krise betroffen und die Luftfahrt wird mit die letzte sein, die sie verlassen wird“, sagte der Lufthansa-Chef. Nach der Krise rechne das Unternehmen mit zehn Prozent niedrigeren Erlösen und einer um zehn Prozent niedrigeren Auslastung, hieß es weiterhin. Man werde jährlich über eine Milliarde Euro für Zinsen und Tilgung der Kredite aufwenden müssen.
Konzern erwartet im zweiten Quartal erheblich höhere Verluste
Zum Ausblick auf das zweite Quartal erklärte die Lufthansa, aktuell sei „nicht absehbar“, wann die Airlines des Konzerns ihren Flugbetrieb wieder über den derzeitigen Rückkehrer-Flugplan hinaus aufnehmen könnten. Der Konzern erwarte deshalb im zweiten Quartal einen noch „erheblich höheren operativen Verlust als im ersten Quartal“.
Aktuell verfüge die Lufthansa-Gruppe über Liquidität in Höhe von rund 4,4 Milliarden Euro. Unter anderem wegen bestehender Verbindlichkeiten in Milliardenhöhe aus Lieferungen und Leistungen und aus Kundenanzahlungen für Tickets mittlerweile stornierter Flüge sei allerdings „von einem deutlichen Rückgang der Liquidität in den nächsten Wochen“ auszugehen.
Ryanair-Chef: Lufthansa will sich mit Staatsgeldern bereichern
Ryanair-Chef Michael O'Leary hat der Lufthansa vorgeworfen, die Corona-Krise zu missbrauchen. „Ich denke, dass Fluggesellschaften wie Lufthansa und Air France die Covid-Krise nutzen, um sich mit unglaublich hohen Summen vom Staat zu bereichern“, sagte der stets meinungsstarke Airline-Manager.
Für sein eigenes Unternehmen schloss O'Leary Staatshilfen aus, weil man über ausreichende Bargeldreserven verfüge. Ryanair werde wahrscheinlich deutlich länger als jede andere Airline überleben. Der Manager räumte ein, dass das staatliche Kurzarbeitergeld in vielen europäischen Ländern die finanzielle Situation seines Unternehmens verbessert. Im Winter sei dennoch ein Stellenabbau von 10 bis 20 Prozent „fast unvermeidlich“.
Mit einer Wiederaufnahme des Flugverkehrs rechne er nicht vor Juni, mit einer Normalisierung erst im Sommer 2021. An seinen Kampfpreisen wird der größte Billigflieger Europa festhalten, kündigte O'Leary an. „Wenn wir wieder fliegen dürfen, werden alle Airlines unter Druck stehen, ihre Flugzeuge zu füllen.“