IW-Studie: Trumps Wiederwahl könnte deutsche Wirtschaft bremsen
Laut einer Studie könnte die Wiederwahl Trumps zum US-Präsidenten einen Tiefschlag für die deutsche Wirtschaft bedeuten. Denn zu erwarten seien höhere US-Zölle, die sich negativ auf den Export von Waren „Made in Germany" auswirken würden.
IW-Studie: Trumps Wiederwahl könnte deutsche Wirtschaft bremsen / Photo: DPA (DPA)

Eine Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten könnte das Wachstum der deutschen Wirtschaft einer IW-Studie zufolge spürbar bremsen. Dies wäre der Fall, wenn der Republikaner wie angekündigt die US-Zölle anheben würde, um das Handelsdefizit der USA zu verringern, heißt es am Montag in einer Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die der Nachrichtenagentur Reuters vorlag. Denn dies würde den Welthandel bremsen und damit auch den Export von Waren „Made in Germany“. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) würde 2028 um 1,2 Prozent niedriger ausfallen als im Basisszenario ohne neuen Handels- und Zollstreit ab 2025. In den vier Jahren summierten sich die BIP-Verluste - in konstanten Preisen gerechnet - auf gut 120 Milliarden Euro für Deutschland. In einem zweiten Szenario könnten es laut IW sogar fast 150 Milliarden Euro sein.

Die Kölner Ökonomen haben in einer Modellrechnung durchgespielt, dass Trump Anfang nächsten Jahres die US-Zölle auf alle US-Einfuhren auf zehn Prozent erhöht und US-Einfuhren aus China auf 60 Prozent anhebt. „Diese Drohungen wurden von Donald Trump und seinen früheren Handelsberatern öffentlich in Aussicht gestellt.“ In einem zweiten Szenario untersuchten die Fachleute, was passieren dürfte, wenn China seinerseits als Reaktion mit einer Zollerhöhung um 40 Prozentpunkte auf seine Einfuhren aus den USA antworten würde.

Trumps Wiederwahl könnte deutsche Wirtschaft bremsen (DPA)

In beiden Szenarien würde das Niveau des realen US-BIP in den ersten Jahren etwa um 1,0 bis 1,4 Prozent geringer ausfallen als im Fall ohne Zollstreit. Dies sei zum Teil auf einen angenommenen vorübergehenden Vertrauensschock zurückzuführen, der sich vor allem auf die privaten Investitionen und den privaten Verbrauch auswirke. Darüber hinaus dürfte eine höhere Inflation die Ausgaben der Verbraucher bremsen. Die kumulierten BIP-Verluste in den vier Jahren beliefen sich in den USA auf fast 600 Milliarden Dollar in Szenario 1 und auf fast eine Billion Dollar in Szenario 2, also bei einem Zollstreit mit chinesischen Vergeltungsmaßnahmen. Im ersten Szenario wäre der BIP-Effekt demnach 2028 aber kaum noch negativ - auch wegen einer besseren Handelsbilanz. Im Fall einer Vergeltung Chinas würden die USA jedoch auch mittelfristig BIP-Verluste von etwa einem halben Prozentpunkt erleiden, mit leicht abnehmender Tendenz über die Folgejahre.

IW: EU sollte sich warm anziehen

Die Weltwirtschaft und hier besonders exportorientierte Staaten wie Deutschland wären von einer solchen Eskalation stärker betroffen als die USA. „Auch die EU wäre stärker betroffen als die USA.“ So könnte die Nachfrage der wichtigsten Exportpartner Deutschlands 2028 laut IW um etwa 5,5 Prozent niedriger ausfallen als ohne Zollerhöhungen. „Dies entspricht einem Rückgang der deutschen Exporte von 4,5 Prozent.“

IW: EU sollte sich warm anziehen (DPA)

Sollte Trump am 5. November die US-Präsidentenwahl gewinnen und wie angekündigt erneut protektionistisch vorgehen, sollte sich die EU wappnen, argumentiert das IW. Die EU sollte die verbleibende Amtszeit des demokratischen Präsidenten Joe Biden nutzen, um die Handelsbeziehungen mit den USA auf eine beständigere Grundlage zu stellen. „Ein weiterer Schritt sollte darin bestehen, dass die EU ihre Beziehungen zu anderen Handelspartnern fördert, indem sie mehr Freihandelsabkommen ratifiziert, etwa mit Australien, dem Mercosur, Indonesien oder Indien.“ Zudem sollte die EU in der Lage sein zu reagieren, wenn Trump mit neuen Handelsbarrieren gegen die EU drohe. „Dazu sollte die EU ihrerseits bereit sein, glaubhafte Vergeltungsmaßnahmen anzudrohen.“

Reuters