Die Rezession in Deutschland könnte dem Ifo-Institut zufolge angesichts der schlechten Stimmung in den Chefetagen der Wirtschaft in die Verlängerung gehen. „Die Wahrscheinlichkeit ist gestiegen, dass das Bruttoinlandsprodukt auch im zweiten Quartal schrumpft“, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe, der Nachrichtenagentur Reuters am Montag. Ende 2022 und Anfang 2023 war Europas größte Volkswirtschaft zwei Quartale in Folge geschrumpft, was Ökonomen als „technische Rezession“ beschreiben.
„In nahezu allen Branchen hat sich die Stimmung im Juni eingetrübt“, sagte Wohlrabe. „Es gibt kaum Lichtblicke.“ Besonders in der Industrie sei der Pessimismus zurückgekehrt. „Der Grund ist eine starke Nachfrageschwäche“, sagte der Experte. Die Auftragspolster würden zudem dünner. Nicht nur die heimische Nachfrage, sondern auch die Exporterwartungen in der Industrie hätten abgenommen. „Die weltweiten Zinserhöhungen dämpfen die Nachfrage nach Waren ‚Made in Germany'.“
Zumindest bei der Inflation deutet sich eine weitere Entspannung an. So sei der Anteil der Unternehmen, die in den kommenden Woche ihre Preise erhöhen wollen, im Juni gesunken. „Besonders bei den konsumnahen Dienstleistern sehen wir noch Preissteigerungen“, sagte Wohlrabe. Dazu zählten etwa die Bereiche Gastronomie und Tourismus.
Die Stimmung der deutschen Wirtschaft hat sich kurz vor Beginn der zweiten Jahreshälfte weiter deutlich verschlechtert. Das Ifo-Geschäftsklima sank im Juni überraschend kräftig auf 88,5 Punkte von 91,5 Zählern im Vormonat und damit das zweite Mal in Folge, wie das Münchner Ifo-Institut zu seiner Umfrage unter rund 9000 Führungskräften mitteilte. Von Reuters befragte Fachleute hatten nur mit einem Rückgang auf 90,7 Punkte gerechnet. Die Managerinnen und Manager bewerteten ihr aktuelles Geschäft skeptischer und ihre Aussichten wesentlich ungünstiger als zuletzt.