Die deutschen Exporteure haben das erste Halbjahr mit einem Mini-Wachstum abgeschlossen. Ihre Ausfuhren legten im Juni um 0,1 Prozent zum Vormonat auf 131,3 Milliarden Euro zu, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Das ist der dritte Zuwachs in Folge: Schon im Mai hatte es ein Plus von 0,1 Prozent gegeben, im April von 1,3 Prozent. Von Reuters befragte Ökonomen hatten diesmal allerdings ein kräftigeres Wachstum von 0,3 Prozent vorausgesagt. Im gesamten ersten Halbjahr wuchsen die Exporte damit um 3,5 Prozent auf 791,5 Milliarden Euro. Die Importe gaben im Juni mit 3,4 Prozent überraschend kräftig nach, während sie im Mai noch um 1,4 Prozent gewachsen waren.
„Seitwärts statt aufwärts lautet weiter die Devise“, sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. „Letztlich ist die Exportnachfrage zu gering, weshalb weniger Produktion nachkommt.“
Die Ausfuhren in die EU-Staaten legten im Juni um 1,3 Prozent zum Vormonat auf 71,5 Milliarden Euro. Abnehmerland Nummer eins blieben die USA: Dorthin wurden Waren im Wert von 12,7 Milliarden Euro verkauft, ein Rückgang von 0,2 Prozent. Die Exporte nach China nahmen um 5,9 Prozent auf 8,2 Milliarden Euro ab, die nach Großbritannien um 0,2 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro. Die Ausfuhren nach Russland fielen wegen der westlichen Sanktionen infolge des Krieges gegen die Ukraine um 2,3 Prozent auf 0,7 Milliarden Euro.
Das zweite Halbjahr dürfte für den Export-Europameister schwierig bleiben: Die Stimmung in der deutschen Exportindustrie ist aktuell so schlecht wie seit über drei Jahren nicht mehr, wie das Münchner Ifo-Institut im Juli bei seiner monatlichen Unternehmensumfrage herausfand. „Die Nachfrage aus dem Ausland entwickelt sich eher schwach“, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. „Dies ist auch die Folge der restriktiven Geldpolitik in den USA und Europa, welche nach und nach ihre Wirkung entfaltet.“ Die Zentralbanken haben im Kampf gegen die hohe Inflation auf beiden Seiten des Atlantiks ihre Zinsen kräftig heraufgesetzt. Das treibt die Finanzierungskosten in die Höhe, etwa für den Kauf von Waren „Made in Germany“. „Gegenwärtig gibt es auch kaum Hinweise, dass sich dies kurzfristig ändern könnte“, ergänzte Wohlrabe mit Blick auf die maue Nachfrage.