Berliner Flughafen braucht 2,4 Milliarden Euro
Ein Jahr nach seiner Eröffnung ist der neue Hauptstadtflughafen von Volllast noch weit entfernt. Aus dem Winterflugplan schöpfen die Betreiber Hoffnung. Doch die Finanzlage bleibt angespannt.
2.11.2020, Brandenburg, Schönefeld: Gäste blicken von der Besucherterrasse vom Terminal 1 des Flughafens Berlin Brandenburg (BER) im Licht der untergehenden Sonne auf das Vorfeld. (DPA)

Ein Jahr nach Eröffnung des Hauptstadtflughafens BER erreichen Passagiere wieder beinahe so viele Ziele wie vor der Pandemie - die finanzielle Situation des Airport bleibt jedoch angespannt. „Wir brauchen schnell Geld, wir brauchen Cash“, sagte dessen Chefin Aletta von Massenbach dem –„Tagesspiegel“ (Samstag). Die Liquidität der Flughafengesellschaft Berlins, Brandenburgs und des Bundes (FBB) reiche nur noch bis zum ersten Quartal 2022. Die frühere Finanzchefin des Unternehmens hatte den Chefposten Anfang Oktober übernommen.
Hauptaufgabe wird es sein, die FBB aus der Krise zu führen: 2020 machte das Staatsunternehmen gut eine Milliarde Euro Verlust. Auch für die kommenden Jahre rechnet die FBB mit hohen Fehlbeträgen. „Wir können den Kapitaldienst für eine lange Zeit nicht selbst stemmen“, betonte von Massenbach. Bis 2026 braucht die FBB demnach von ihren drei Eignern weitere 2,4 Milliarden Euro.
Umso wichtiger ist eine Rückkehr zur Normalität des Luftverkehrs. Einen Schritt dahin sieht die Flughafengesellschaft darin, dass mit Beginn des Winterflughafens am Sonntag bis 26. März 144 Destinationen auf dem Flugplan stehen, eine weniger als 2019 an den alten Flughäfen Tegel und Schönefeld. „Wir freuen uns besonders auf den 8. November. Dann geht die USA wieder für Reisende“, sagte von Massenbach der „Berliner Morgenpost“ (Sonntag). Die Sicherheitsbestimmungen stellen den BER aber auch vor neue Herausforderungen: „Die Fluggesellschaften haben uns gesagt, das sei sehr aufwendig. Wir sind mit denen in enger Abstimmung und sehen, ob die beim Check-in Hilfe brauchen.“
Reise-Chaos
Personelle Engpässe und aufwendigere Kontrollen in der Corona-Krise hatten jüngst zu einem Reise-Chaos am Hauptstadtflughafen geführt. Zum Auftakt der Herbstferien war es am zweiten Oktober-Wochenende zu teils chaotischen Szenen gekommen. Das Bundesverkehrsministerium hat einen schriftlichen Bericht zum ersten Jahr des Betriebs angefordert.
Darin solle dargestellt werden, wie der aktuelle Stand am Airport ist und was in den Abläufen noch verbessert werden kann, hieß es aus dem Ministerium. Auch die finanzielle Situation der Flughafengesellschaft solle erörtert werden. Erwartet werde der Bericht bis 5. November.
Überquellende Mülltonnen & kaputte Bodenfliesen
W
ie die „Welt am Sonntag“ berichtet, reagiert der geschäftsführende Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) damit auch auf die zahlreichen anderen Probleme am neuen Flughafen. Berichtet werde unter anderem von überquellenden Mülltonnen, bereits kaputten Bodenfliesen, häufig verschmutzten Toiletten sowie defekten Rolltreppen und Aufzügen. Zu all diesen Themen solle das Management Stellung nehmen und Lösungsvorschläge machen. Im Anschluss ist laut Ministerium ein Gespräch zwischen Scheuer und der BER-Chefin von Massenbach geplant.
Diese versicherte im „Tagesspiegel“-Interview: „Ich garantiere, dass wir alles tun, damit es so reibungslos wie möglich funktioniert.“ Die Bilder hätten auch dem Unternehmen sehr weh getan.
Der neue Flughafen war am 31. Oktober vor einem Jahr eröffnet worden. Acht Millionen Fluggäste haben ihn genutzt. In Tegel und am alten Schönefelder Flughafen hatte es 2019 noch 36 Millionen Passagiere gegeben. Zwei der drei BER-Terminals sowie eine der beiden Start- und Landebahnen werden derzeit nicht genutzt.

DPA