Armutsgefälle: Armutsrisiko für Arbeitslose in Ostdeutschland höher
Das Armutsgefälle zwischen Ostdeutschland und Westdeutschland hat sich verstärkt. Während in den westlichen Bundesländern die Zahl der armutsgefährdeten Erwerbslosen bei 53,7 Prozent liegt - kommt der Osten auf über 67 Prozent.
Armutsrisiko von Erwerbslosen (DPA)

Arbeitslose sind besonders stark von Armut bedroht - es gibt aber weiter große regionale Unterschiede. In den westlichen Bundesländern galten 53,7 Prozent der Erwerbslosen nach jüngsten Daten für 2018 als armutsgefährdet - in den östlichen Ländern mit Berlin waren es dagegen 67,1 Prozent. Das geht aus einer Antwort des Bundesarbeitsministeriums auf eine Frage der Linke-Fraktion hervor. Als armutsgefährdet gilt, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Nettoeinkommens hat. Für 2018 lag diese Schwelle für ganz Deutschland bei 1035 Euro im Monat für einen Einpersonenhaushalt. Im Vergleich der Länder am höchsten war die Armutsrisikoquote unter Erwerbslosen 2018 in Sachsen-Anhalt mit 74,9 Prozent - am niedrigsten in Bayern mit 44,3 Prozent. Bundesweit galten nach Daten des Mikrozensus 57,4 Prozent aller Arbeitslosen als armutsgefährdet, nachdem es 2005 noch 49,6 Prozent gewesen waren. Zwischenzeitlich betrug der Anteil schon 59 Prozent. Bezogen auf die Gesamtbevölkerung lag die Quote armutsgefährdeter Menschen 2018 bei 15,5 Prozent. Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linksfraktion, Sabine Zimmermann, nannte es einen Skandal, dass die Bundesregierung einer Ausbreitung und Verfestigung von Armut nicht gegensteuere. „Besonders dramatisch ist die Situation derzeit in der Corona-Krise.“ Schon bisher sei mit den Hartz-IV-Regelsätzen kaum ein Leben möglich gewesen. „Nun sind viele preisgünstige Produkte oft vergriffen oder teurer geworden.“ Angeschafft werden müssten etwa auch Masken. Zur Abfederung fordere die Linke einen Pandemie-Zuschlag von 200 Euro pro Person. Grundsätzlich müsse Hartz IV durch eine sanktionsfreie Mindestsicherung ersetzt werden, die wirklich vor Armut schütze. Das Arbeitsministerium erläuterte in der Antwort, angesichts der generellen Zunahme der Beschäftigung in den vergangenen Jahren sei das mittlere Einkommen der Bevölkerung gestiegen - und die Zahl der Arbeitslosen gesunken. Von Erwerbslosigkeit betroffen seien zunehmend „arbeitsmarktferne Personen“, die im Vergleich zu Erwerbstätigen eine geringe Qualifikation und ein relativ niedriges Haushaltseinkommen hätten. Im Mikrozensus werde zudem eine Definition der Internationalen Arbeitsorganisation angewandt: Wer mindestens eine Stunde in der Woche arbeitet, gilt nicht mehr als erwerbslos.

DPA