Türkiye fünftgrößter Investor in Deutschland
Trotz globaler Krisen ist im vergangenen Jahr das Engagement ausländischer Unternehmen in Deutschland stabil geblieben. Türkiye erreichte dabei Platz fünf der bedeutendsten Investoren in der Bundesrepublik.
Symbolbild: Finanzzentrum Frankfurt / Foto: Reuters (Reuters)

Im Jahr 2022 realisierte Türkiye eine historisch hohe Anzahl von Projekten und erreichte einen Platz unter den fünf bedeutendsten Investoren in Deutschland. Trotz herausfordernder Rahmenbedingungen blieb das Engagement ausländischer Unternehmen in der größten Volkswirtschaft Europas stabil, wie Daten der deutschen Wirtschaftsförderungsagentur Germany Trade & Invest (GTAI) am Montag belegen.

1783 Neuansiedlungen und Erweiterungen wurden im vergangenen Jahr registriert, wie aus Daten der bundeseigenen Wirtschaftsfördergesellschaft Germany Trade & Invest (GTAI) hervorgeht. Das waren 23 weniger als 2021, aber 101 mehr als 2020. „Angesichts der widrigen Umstände - Krieg gegen die Ukraine, Energiekrise und Corona-Nachwehen - ist das ein Erfolg", sagte GTAI-Geschäftsführer Robert Hermann am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. „Deutschland bleibt ein attraktiver Standort.“ Dies zeige sich auch darin, dass ausländische Unternehmen verstärkt in Zukunftstechnologien investierten - etwa in den Bereichen Halbleiter, Batterieproduktion und -recycling. Rund 15 Prozent der internationalen Firmen wollen Produktion ansiedeln oder Forschung & Entwicklung betreiben.

Top-Investor blieben die USA, auf deren Konto allein 279 Projekte gehen. „Das ist beachtlich, schließlich gibt es eine enorm starke Förderung für heimische Investitionen in den USA durch den sogenannten Inflation Reduction Act (IRA)", sagte Hermann. Auf Platz zwei in der Rangliste folgen die Schweiz mit 208 Projekten und Großbritannien mit 170. „Beide Länder gehören der EU nicht an, wollen aber ein Standbein und entscheiden sich dabei oftmals für Deutschland", sagte der Geschäftsführer.

China landete dagegen nur noch auf dem vierten Platz mit 141 Projekten, der kleinsten Zahl seit 2014. „Die Corona-Pandemie hatte darauf definitiv einen Einfluss“, sagte Hermann. Geschäftsreisen waren zeitweise wegen der strikten Null-Covid-Politik der Volksrepublik nicht möglich, was Deals erschwert, verzögert oder sogar verhindert haben dürfte. Auf Platz fünf vorgerückt ist Türkiye mit 139 Projekten - einem Rekord.

„Herausragende Zahl“

Die Zahl der in Aussicht gestellten neuen Arbeitsplätze erhöhte sich dabei, und zwar um rund zehn Prozent auf 33.500. Die angekündigten Investitionen erhöhten sich auf 25 Milliarden Euro, wovon ein Großteil auf das Engagement des amerikanischen Halbleiter-Herstellers Intel zurückgeht. Aber auch ohne dieses wäre mit acht Milliarden Euro das Ergebnis von 2021 noch um eine Milliarde übertroffen worden. „Das ist eine herausragende Zahl“, sagte Hermann.

Immer wichtiger bei der Anwerbung von Investoren wird die Verfügbarkeit von Erneuerbaren Energien, etwa aus Windkraft oder Photovoltaik. „Ob Microsoft, Apple oder auch kleinere Anbieter von Datencentern oder auch Batteriehersteller wie Northvolt - für alle ist das ein wichtiges Argument“, sagte GTAI-Experte Achim Hartig. „Die gute Verfügbarkeit von Erneuerbaren Energie sind inzwischen ein echter Standortvorteil für Deutschland.“ Ihr Anteil am Bruttostromverbrauch wuchs 2022 auf gut 46 Prozent, bis 2030 sollen es mindestens 80 Prozent werden.

Als Standortnachteil entpuppt sich dagegen der Flächenmangel. „Die Flächenverfügbarkeit ist ein Problem", sagte Geschäftsführer Hermann. Für Großinvestitionen wie etwa Intel oder Tesla seien oftmals Flächen von 100 Hektar und mehr vonnöten, die es aber vor allem in den westlichen Bundesländern kaum noch gebe. Der Fachkräftemangel sei dagegen kein Hindernis, sich in Deutschland anzusiedeln. „Damit kämpfen alle europäischen Länder", fügte GTAI-Fachmann Hartig hinzu.

Reuters