Erhan Albayrak, geboren am 5. April 1977 in Hamburg, spielte von 1993 bis 1996 für Werder Bremen. Er war der erste türkische Fußballspieler, der für Werder Bremen in der Bundesliga und im Europapokal auflief. Zudem bestritt Albayrak bei Kocaelispor, Altay, Gaziantepspor, Fenerbahçe, Ankaragücü, Konyaspor, Çaykur Rizespor und Ankaraspor insgesamt 296 Spiele in der Süper Lig . Er spielte zwischen 2001 und 2002 für 1,5 Saisons bei Arminia Bielefeld und gewann in der Saison 1996/1997 mit Kocaelispor den türkischen Pokal.
Wie begann Ihre Karriere bei Werder Bremen?
Ich war Kapitän der U17-Mannschaft des Hamburger SV, dem Verein der Stadt, in der ich geboren und aufgewachsen bin. Dabei bin ich wohl den Scouts von Werder Bremen ins Auge gestochen, und entsprechend erfolgte mein Wechsel 1993. In der ersten Saison spielte ich in der U19-Mannschaft. In der Saison 1994/95 gehörte ich zur Reserve der Mannschaft, bei der auch der Sohn von Otto Rehhagel, Dr. Jens Rehhagel, sowie Frank Rost und Arie van Lent spielten. Während der Zeit von Trainer Otto Rehhagel dachte ich nicht, dass ich eine Chance hätte, in der A-Mannschaft zu spielen, aber ab der Saison 1995/1996 kam der niederländische Trainer Aad de Mos, der jungen Spielern eine Chance gab, als Trainer nach Bremen. Aad de Mos ließ als Trainer des PSV Eindhoven den 18-jährigen Brasilianer Ronaldo (El Fenomeno) spielen. Ebenfalls mit 18 Jahren wurde ich von Aad de Mos ins A-Team eingeladen und unterschrieb einen Profivertrag bei Werder Bremen.
Erinnern Sie sich an Ihr erstes Spiel in der Bundesliga?
Ja klar. Das war am 11. August 1995. Ich war damals wie gesagt 18 Jahre alt. Es war das erste Saisonspiel in der Bundesliga, und das Weserstadion hatte ein riesiges Publikum. Unser Gegner war Fortuna Düsseldorf. In der zweiten Spielhälfte ersetzte ich Andree Wiedener und blieb 45 Minuten lang auf dem Feld. Im ersten Spiel meiner Profikarriere kam mir zugute, dass ich mit Spielern wie Mirko Votava, Dieter Eilts, Marco Bode oder Frank Neubarth, der mit Werder Bremen Europapokalsieger wurde, im gleichen Kader stehen und das Spielfeld teilen durfte.
Wie war Ihre Kommunikation mit Ihren Teamkollegen bei Werder Bremen?
Meine Kommunikation mit Bruno Labbadia, Mario Basler und Oliver Reck war sehr gut. Die menschlichen und sozialen Qualitäten von allen dreien waren sehr stark. Sie kümmerten sich um mich, und dank ihnen fühlte ich mich nicht fremd. Auch Rodolfo Cardoso und Júnior Baiano waren gute Freunde von mir. Neben diesen genannten Namen haben auch Legenden wie Votava, Eilts und Bode ihre Erfahrungen mit mir geteilt. Mit ihnen stehe ich noch immer in Kontakt.
Wie kam Ihr Wechsel von Werder Bremen zu Kocaelispor zustande?
Als Erol Bulut und Tayfun Korkut mit Fenerbahçe die Süper Lig-Meisterschaft gewannen, stieg das Interesse an türkischen Jugendspielern aus Deutschland. Ich hatte ein gutes Angebot von Galatasaray, wurde aber auf Drängen von Mustafa Denizli und Hikmet Karaman zu Kocaelispor geholt. Mein Teamkollege Ersan Doğu, der auch für Werder Bremen spielte, wechselte im gleichen Zeitraum zu Galatasaray, dort gab ihm aber Fatih Terim keine Chance.
Ihr erstes Bundesligaspiel mit Arminia Bielefeld war gegen Werder Bremen. Können Sie uns Ihre Erinnerungen an dieses Spiel mitteilen?
Es war die erste Woche der Saison 2002/2003. In der Saison 1995/1996 war ich noch ein Rivale meines ehemaligen Trainers in der Ersatzmannschaft von Werder Bremen, kein Geringerer als Thomas Schaaf. Wir gewannen die Begegnung 3:0 und schlossen die erste Woche der Bundesliga als Tabellenführer ab.
Wie entwickelte sich Ihr Wechsel von Arminia Bielefeld zu Fenerbahçe?
Es war in der Winterpause der Saison 2002/2003. Fenerbahçe-Trainer Werner Lorant wollte meinen Wechsel, und auf Initiative von Fußballabteilungsleiter Sadettin Saran kam er zustande. Am Tag der Vertragsunterzeichnung spielten Fenerbahçe und Werder Bremen im Rahmen eines Turniers in Antalya gegeneinander. Ich verfolgte damals das Spiel von der Tribüne aus. Es war ein interessanter Zufall für mich. Vladimir Beschastnykh, mein Teamkollege bei Werder Bremen, wechselte im gleichen Zeitraum ebenfalls zu Fenerbahçe, und wir spielten wieder zusammen. Arminia Bielefeld stieg am Saisonende ab. Mein ehemaliger Trainer Benno Möhlmann sagte damals: „Wir haben einen Fehler gemacht, Erhan zu Fenerbahçe ziehen zu lassen.“
Sie waren Teamkollege von Robert Enke. Gab es irgendetwas an ihm, das damals Ihre Aufmerksamkeit erregte?
Wir teilten mit Robert Enke ein Zimmer. Er war nicht glücklich. Damals verließ er die Mannschaft nach einer 0:3-Niederlage gegen Istanbulspor. Das Spiel gegen Istanbulspor war auch mein letztes Spiel bei Fenerbahçe. Ich war traurig über seinen Tod.
Sie erzielten Ihr letztes Tor in der Süper Lig gegen Galatasaray, bejubelten den Treffer jedoch nicht. Gab es dafür einen besonderen Grund?
Alpaslan Dikmen kam damals immer, wenn ich für die türkische U21-Nationalmannschaft spielte, um unsere Begegnungen zu sehen. Er verstarb einen Tag vor dem Spiel, das wir gegen Galatasaray in Istanbul bestreiten sollten. Ich kannte ihn sehr gut. Die Nachricht von seinem Tod machte mich sehr traurig. Die Galatasaray-Fans gedachten während des gesamten Spiels seiner. Ich habe ein Tor für Konyaspor geschossen und nach dem Tor an ihn erinnert. Die Galatasaray-Fans applaudierten mir damals.
Wie wurden Sie für das Veteranenteam von Werder Bremen ausgewählt? Welche anderen ehemaligen Spieler sind mit Ihnen in diesem Team?
Dieter Burdenski, der von 1972 bis 1988 als Torhüter bei Werder Bremen tätig war, organisiert das Veteranenteam. Er hatte mich ausgewählt. Nunmehr spiele ich seit ungefähr 10 Jahren für dieses Team und habe viele Trophäen gewonnen. Ich habe im Veteranen-Team mit vielen wichtigen Fußballspielern wie Wynton Rufer, Johan Micoud, Ailton, Fabian Ernst, Ivan Klasnic und Tim Wiese gespielt und werde das auch in Zukunft machen.
Wie schätzen Sie als heutiger Trainer die Chancen von Werder Bremen in der Bundesliga ein?
Ich stand beim Spiel gegen Regensburg auf der Tribüne und habe mich sehr gefreut. Der SV Werder Bremen ist wieder da, wo er hingehört. In der Bundesliga muss nun, entsprechend der finanziellen Möglichkeiten des Vereins, mit bestmöglichen Transfers für die Spieler-Positionen eine Mannschaft geschmiedet werden, die dort dauerhaft ihren Platz behaupten kann. Mit der richtigen Planung werden wir in den kommenden Jahren ein Werder im internationalen Geschäft erleben.
Vielen Dank für das Gespräch!